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durch Anfertigung von sogenanntem Mithridat (Theriak) erworben haben.[1]


435) Der Eselsplatz zu Leipzig.
S. Schäfer, Wahrzeichen Bd. I. S. 29.

Früher gab es in Leipzig einen sogenannten Eselsplatz vor dem Ranstädter Thore (nicht mit dem heute noch sogenannten auf der Ritterstraße zu verwechseln). Der hatte seinen Namen von einem dort befindlichen Brunnen, in dessen einem steinernen Bogen eines beladenen Esels Bild eingehauen war, der davon der Eselsbrunnen genannt ward. Unter diesem steinernen Bilde standen die Worte:

Von Alters her vielen bekandt,
Wird diß der Eselsmarkt genandt.
Und daß derselben nicht abgehen,
So siehst Du hier ein Esel stehen.


436) Die Todtengräber zu Großzschocher.

H. E. Schwartze, Hist. Nachl. zu den Geschichten der Stadt Leipzig. Lpzg. 1744. S. 86 sq. cf. Vogel, Annalen S. 246.

Gegen das Ende des 16. Jahrhunderts sind im Dorfe Großzschocher bei Leipzig zwei Todtengräber gewesen, die haben ein Bündniß mit dem Teufel gemacht, und so sind sie mit dessen Hilfe in Kurzem Meister in der Zauberei geworden; ihre Weiber und Kinder, Schwiegersöhne und Töchter waren erst ihre Lehrlinge, nachher aber in den satanischen Handgriffen so stark als die Meister selbst. Sie hatten ein besonderes Pulver zugerichtet von gedörreten und kleingestoßenen Kröten, Schlangen und Molchen, welches sie Anfangs einigen Patienten im Dorfe eingaben, um ihr Mitleid zu bezeigen und den Schein zu haben, als wollten sie baldige


  1. Ganz anders erzählt diese Sage (von den Geschwistern Teuscher) Lyser, Abendl. 1001 Nacht Bd. IV. S. 176.
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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 377. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_377.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)