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thun wollen, der Geist aber hat nicht nachgelassen, sondern kommt nochmals bei Tage, und ruft sie in den untersten Keller. Sie will nicht gehorchen, da bittet er sie, sie solle doch kommen, und wie sie abermals nicht will, trägt der Geist den Schatz aus dem Keller heraus und ziemlich auf die Treppe hinauf und tritt zu der Magd, die oben auf der Treppe steht und hinunter gehen will, und bietet ihr den Schatz an. Diese schreit greulich, daß alle Leute im Hause rege werden. Darüber ist der Geist so unmuthig geworden, daß er eine gräßliche Gestalt annahm und die Magd heftig drückte, daß sie es lange Zeit nachher fühlte. Im Uebrigen ist das Geld auf der Treppe stehen geblieben und der Herr im Hause hat es zu sich genommen, das Gespenst aber hat die Magd hart gescholten, daß sie sich in ihr Glück nicht zu schicken gewußt, ihr und keinem Andern sei das Geld beschieden gewesen.[1]


425) Das Nixweibchen bei Leipzig.
Ziehnert. Bd. III. S. 293.

Sonst hat sich bei Leipzig auf der Straße oftmals ein Nixweibchen sehen lassen. Es ging unter andern Bauersweibern mit dem Tragkorbe auf den Wochenmarkt, um den Hausbedarf einzukaufen. In der Kleidung unterschied es sich von andern dadurch, daß seine Unterkleider jederzeit zwei Hände breit naß waren. Uebrigens redete es mit Niemandem, grüßte und dankte auch Niemandem auf der Straße, wußte aber beim Einkauf so gut wie andere Weiber zu dingen und zu handeln. Einst gingen ihr auf ihrem Rückwege zwei Personen nach. Diese haben gesehen, wie sie an einem kleinen Wasser ihren Tragkorb niedersetzte und wie derselbe, während sie in’s Wasser tauchte, augenblicklich verschwand.[2]


  1. Eine ganze Sammlung von Schatzgeschichten aus Leipzig und der Umgegend sind gesammelt in den Leipziger Nachrichten von 1865 und auch in einem Separatabzuge besonders herausgekommen.
  2. Prätorius, Abent. Glückstopf, S. 514, erzählt, im Juni 1669 [371] habe sich zwischen dem Ranstädter und Barfußthore etliche Male ein Nix schwimmend auf dem Wasser sehen lassen, und da sei am 9. Juli desselben Jahres hier der Sohn eines Eseltreibers, Brose genannt, ertrunken. Ueberhaupt soll der Nix in den Flüssen Pleiße, Elster und Parthe gewöhnlich am Johannistage ein Opfer fordern.
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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 370. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_370.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)