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die Mutter war im Kriege gestorben – ohne Aufsicht zurückgelassen, vom Fenster herab auf die Straße gestürzt war, aber durch die Gnade Gottes, der es fügte, daß es mit seinem Kleidchen an dem vor dem Hause befindlichen spitzen Pfahl, der eine der Pechpfannen trug, mit welchen damals die Stadt des Nachts vor dem Gebrauche der Laternen erleuchtet zu werden pflegte, hängen blieb und also unversehrt zur Erde herab gleiten konnte und so dem bekümmerten Vater wieder gegeben ward.


412) Das unglückliche Pflugziehen zu Leipzig.
Große Bd. I. S. 233.

Im 15. Jahrhundert herrschte in Leipzig die sonderbare Sitte, daß zur Fastenzeit eine Anzahl vermummter junger Bursche einen Pflug durch die Straßen schleifte. Ein Theil derselben ging in die Häuser und bettelte, ein anderer aber lief neben dem Pfluge her, und wo sie ein lediges Frauenzimmer erwischten, das wurde ohne Gnade vor den Pflug gespannt, und so zogen oft ganze Reihen alter Jungfern denselben und wurden so dem öffentlichen Gespötte preißgegeben. Endlich haschten sie bei der letzten Wiederholung dieses Mummenschanzes einmal eine Magd und wollten sie vorspannen, diese aber entlief und rettete sich in die Küche des Hauses, wo sie diente. Dies hinderte aber die wilden Gesellen nicht ihr nachzulaufen, allein als man sie packen und mit Gewalt an den Pranger der Ehestandslosigkeit spannen wollte, zog sie ein Küchenmesser hervor und stach einen der Männer nieder. Vor Gericht geführt, gab sie vor, sie habe nicht einen Menschen, sondern ein Gespenst vor sich zu sehen geglaubt.


413) Feurige Drachen zu Leipzig.
Große Bd. II. S. 198. 731.

An feurigen Drachen war ehedem in Leipzig kein Mangel, vorzüglich im Jahre 1533 sah man deren viele: die meisten

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 361. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_361.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)