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und hier Messe gelesen. Denn im Jahre 1454 hat ein Fuhrmann, der bei bösem und grundlosem Wege mit seinem beladenen Wagen[1] unweit dieses Orts halten blieb, in seiner größten Angst und bei scheinbar unmöglicher Hilfe an dieser Eiche eine Tafel mit einem Marienbilde erblickt, ist vor dasselbe niedergeknieet und hat gesehen, daß die Pferde den Wagen indessen fortzogen. Er hat darauf die Sage in Leipzig erzählt, man hat dann oft dahin gewallfahrt und von den gebrachten Opfern eine schöne Kirche der Jungfrau Maria zu Ehren gebaut.


399) Die Sage von der Schlacht bei Lucka.
Rivander, Thüring. Chronik f. 30. (f. 380.)

Als Markgraf Friedrich der Freudige vor der Schlacht bei Lucka im heutigen Altenburgischen sich von seinem Leibdiener den Harnisch anschnallen ließ, da soll er zu demselben gesagt haben: Binde heut auf drey Land oder keines. Ein alter Volksdichter hat dieß in folgende Reime gebracht:

Heute binde ich auf Meissen
Düringen und Pleissen
     Und alles was meiner Eltern je gewart
     Gott helfe mir auf dieser Farth
Alß wir für Gott recht haben
Also reit ich wieder die Schwaben
     Und will sie übern Hauffen schlagn
Und aus dem Lande Meissen jagn.

Von dieser Niederlage der Schwaben kommt das bekannte Sprichwort: es gehet Dir wie den Schwaben vor Lucka.


  1. Nach einer andern Sage hätte der Fuhrmann unterwegs einen Fremden mit einem schweren Packt aufgenommen, als er dort hin kam, konnte er auf einmal nicht weiter. Er betete also zu dem dort an einer Eiche befestigten Bilde der J. Maria um Hilfe, da aber gleichwohl die Pferde nicht anzogen, so argwöhnte er, auf seinem Wagen befinde sich ein geraubtes Kirchengut. Er öffnete also sogleich das Packt des Fremden und fand darin eine aus einer Kirche von diesem gestohlene silberne Monstranz. Zur Erinnerung an dieses Wunder soll man dann zu diesem Bilde hier gewallfahrt haben.
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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 347. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_347.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)