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darauf gestiegen und auf diese Weise an die Balken gekommen, um so das Nest, welches aber nur von Außen zugänglich war, auszunehmen. Er ruft ihnen zu, es seien drei schwarze und ein weißes Junge darin. Diese verlangen nun für sich das weiße, doch Jener will ihnen nur die drei schwarzen geben und das erstere für sich behalten. Sie drohen ihn herabzuwerfen, wenn er ihnen das weiße nicht hereinreiche, und als er es nicht thut, lassen sie ihn samt dem Neste, welches er in der Hand hält, herabfallen. Zum Andenken an diese schauerliche Begebenheit ist eben jenes steinerne Bild errichtet worden.


382) Spruch von der Stadt Geithayn.

Die Stadt Geithayn bildet zwei lange Seiten, ist im Innern ganz frei und hat keine Vorstädte. Daher geht von ihr der Vers: Geithen hat 2 Seiten, in der Mitte einen großen Plan, hinten und vorn nichts daran.


383) Der große Topf zu Penig.
Poetisch beh. bei Ziehnert. Bd. II. S. 135 sq.

Die Stadt Penig war früher durch feine Töpferarbeiten weit und breit berühmt. Einst haben nun die geschicktesten Meister daselbst in Gemeinschaft einen großen Topf gebrannt, er 15 Eimer Wein gefaßt haben soll. Dieses neue Weltwunder zog nun viele Reisende an, und so kam denn auch einmal der nachherige Churfürst Friedrich der Weise[1] als junger Prinz dahin, um sich den Topf anzuschauen. Da fiel es dem Prinzen ein, hineinzusteigen; er ließ eine Leiter bringen und stieg auf den Boden hinab. Kaum war er unten angelangt, so ließ aber der ihm von seinem Vater beigegebene


  1. Nach Andern wäre dies Heinrich der Fromme gewesen, der sich bei den Töpfern aber nicht durch Abgabenfreiheit, sondern durch einen Schmauß abfand.
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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 332. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_332.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)