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Stadtschule zu Leisnig war (1651–91), ist einmal ein Schulknabe, des Kirchvaters Chr. Riecker’s Sohn, zu Mittag um 12 Uhr in die große Schulstube gekommen, da hat er einen großen schwarzen Hund mit feurigen Augen angetroffen, der die Bänke umwirft. Heftig erschrocken läuft er hierauf zum Herrn Rector und zeigt es ihm mit Zittern und Beben an. Dieser geht auch gleich mit herunter und trifft den Hund vor der Säule, daran die Sanduhr hängt, an, derselbe verschwindet aber, sobald der Herr Rector zu reden anfängt. Darauf hat der Herr Superintendent Dr. Jacobi, der noch denselben Nachmittag in die Schule gekommen ist, der Sache wegen eine ernstliche Vermahnung an die ganze Schuljugend gehalten und solche Vermahnung noch den Sonntag darauf in der Amtspredigt wiederholt. Allein unter den Schülern ist doch des feurigen Hunds wegen eine solche Furcht entstanden, daß keiner allein mehr in die Schule gehen wollte, sondern sie warteten alle draußen vor der Thüre, bis der Herr Cantor kam und Singestunde hielt.


344) Die seltsamen Bienen zu Leisnig.
Kamprad S. 433.

Im Jahre 1578 hat ein Bürgermeister zu Leisnig von dem Pfarrer zu Langenleuba einen Bienenschwarm um 12 gr. gekauft und in seinen Garten tragen und einfassen lassen, welche aber etliche Male aus unterschiedlichen Stöcken gezogen und sich doch allezeit wieder angelegt haben. Daraus hat dann der Bienenmann gemerkt, daß eine Person, welche die Bienen nicht leiden können, im Garten vorhanden sein müsse, und als er sich darnach umsieht, so wird er des Ger. Fr. (der Name ist nicht näher bezeichnet) gewahr, solchem befiehlt er, wegzugehen. Sobald der entfernt ist, faßt er die Bienen, darauf sie willig geblieben sind und sich drei Jahr wohl genährt und gemehrt haben.

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 307. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_307.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)