wären. Zugleich bekömmt der Oberpfarrer auch ein allergnädigstes Rescript, dieses verlobte Paar in die Kirche vor dem Altar stellen zu lassen und über sie den Segen zu sprechen. Welches denn nachmals eine gesegnete Ehe worden, der Hauptmann ihnen auch allen Vorschub gethan und zufrieden gewesen. Von dieser Geschichte hat jener Brunnen den Namen der Hahnborn und der Berg den des Hahnberges erhalten.
Eins der Wahrzeichen der Stadt sind sieben steinerne Köpfe, welche über dem Niederthore zu sehen sind. Man erzählt, daß derjenige Kopf unter denselben, der nach dem Lichtenberge zu stehe, ein Frauenzimmer von hohem Stande bedeute, welches sich für eine Jungfrau ausgegeben habe, während sie doch 6 lebendige Männer gehabt. Als Solches offenbar ward, hat sie zur Strafe dieses Thor und die Stadtmauer erbauen lassen müssen.
Ein zweites Wahrzeichen ist früher das große Kirchthor zu St. Matthias gewesen. Wenn daselbst Jemand etwas in den einen Schwibbogenpfeiler heimlich hineinredete, hörte es der Andere, der auf der andern Seite stand, ganz deutlich, der aber in der Mitte war, vernahm keine Sylbe.
Als drittes Wahrzeichen zeigte man an einem Scheunthore vor dem Oberthore zu Leisnig sechs Männer in Stein gehauen, welche mit ihren Leibern und Gesichtern in einem
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 305. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_305.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)