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erneuert worden und an der Stelle bis auf die jetzige Zeit zu sehen gewesen.

Weil nun aber der alte Ritter als Katholik auf die guten Werke baute, hatte er vor seinem Tode noch befohlen, es solle alle Sonntage ein altes Bußlied von 5 Versen: „Nimm von uns, Herre Gott, alle unsere Sünd und Missethat etc.“ in der Kirche zu Schweta bei Anfang des Gottesdienstes gesungen werden, welches auch in dem alten Dresdner Gesangbuch (S. 350) abgedruckt ist. Nun ist Ende des 17. Jahrhunderts ein Pastor nach Schweta gekommen, der von dieser Stiftung nichts wußte, also nach seinem Gefallen Lieder singen ließ. Da hat es sich zugetragen, daß sich in der Kirche des Nachts ein so greuliches Gepolter hören ließ, daß jener darüber sehr erschrack. Weil es sich aber mehrere Nächte wiederholte, so hat er Gelegenheit genommen mit den Bauern, die neben der kleinen Capelle wohnten, und dem Schulmeister von diesem Gepolter zu sprechen. Diese haben ihm denn vorgestellt, daß, wenn das eingeführte Lied des Sonntags als ein altes Gestift nicht abgesungen werde, sich jedesmal in der Kirche etwas hören lasse, wie dies laut dessen, was sie von ihren Vorfahren vernommen, schon mehrmals geschehen sei. Darauf hat jener das alte Lied beibehalten und den folgenden Sonntag wieder absingen lassen, worauf man nichts mehr gehört hat. Der schon erwähnte Sickel, dem der alte Pfarrer diese wunderliche Geschichte selbst erzählte, bemerkt noch, daß in der Kirche bei Absingung des Glaubens eine allerdings unschädliche Ceremonie aus dem Papstthum beibehalten werde. Wie nämlich beim Absingen des Glaubens die Worte gesungen werden: „Von Maria der Jungfrauen ist ein wahrer Mensch geboren,“ erhoben sich alle Weibspersonen groß und klein und sangen stehend diese Worte, bis dieselben durch den Gesang beendigt wurden.


334) Der gespenstige Reiter zu Kieselbach.
Kamprad, Chronik von Leisnigk und Colditz. Leisnig 1753. 4. S. 454.

Den 28. November des Jahres 1639 hat ein Trupp

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 301. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_301.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)