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im Keller zu Schweta gehabt, die etwas an Wein- und Bierfässern haben arbeiten sollen. Als er nun zu ihnen in den Keller ging, ihrer Arbeit zuzusehen, und sie es ihm nicht zu Sinne gemacht, hat er es getadelt und sie unterrichtet, wie er’s haben wolle. Die Böttcher haben aber vermeint, sie verständen es besser; es mögen auch einige Worte gefallen sein, worüber er erzürnt ward, kurz, er hat sie wie Hunde niedergeschlagen und im Keller erwürgt. Weil er nun schon allzuviel Werg am Rocken gehabt, hat er sich in Eile aufgemacht und sich dahin geflüchtet, wo er sicher zu sein gemeint. Es ist ihm aber fleißig nachgetrachtet worden, also, daß er große Mühe gehabt, seinen Verfolgern zu entgehen, doch ist er ihnen immer als ein rechter Hahn aus den Fäusten entflogen. Einstmals hätte er aber doch verspielt gehabt, wäre nicht einer seiner Unterthanen gewesen. Als ihm nämlich derselbe Mist auf’s Feld fährt und der von Saalhausen hinter dem Wagen hergeht, wird er gewahr, daß das Landgericht zu Roß und Fuß einherzieht, ihn zu suchen und abzuholen. Als er nun hierüber erschrickt und zur Flucht nicht mehr Zeit hat, bittet er den Bauer um einen guten Rath. Der heißt ihn aber heitern Muths sein, seine Feinde hätten ihn hinter dem Wagen noch nicht gesehen, er solle sich nur niederlegen, und weil sie gleich auf den Acker wären, da der Mist hingehöre, wolle er ein wenig Mist auf ihn werfen, sie würden ihn darunter nicht suchen, er wolle unterdessen wieder auf den Hof fahren, als ob er seiner Arbeit warte, und fleißig Acht geben; sobald sie hinweg sein würden, wolle er es ihm anzeigen und ihm wieder heraushelfen. Dem guten Manne war aber sein Leben lieb, er hatte auch nicht Zeit, sich viel zu besinnen, legte sich also nieder und ließ sich zudecken, also daß er auch sicher verblieb. Nun hatten sie aber Kundschaft, daß der von Saalhausen um diese Stunde gewiß zu Hause sein sollte, sie suchten ihn also desto fleißiger und länger an allen Orten, wo sie nur erriethen, daß es möglich wäre, daß sich da ein Mensch aufhalten könne. Dabei geschah es natürlich, daß er länger unter dem Miste im Gestanke aushalten mußte, worüber er denn endlich unwillig

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_299.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)