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stoßen und dieselbe mit Hilfe des großen Schlüssels leicht öffnen können.

Jener Conrad von Einsiedel nahm nun eine genaue Abschrift obiger Mittheilung und hatte nach seiner Zurückkunft nichts Eiligeres zu thun, als an verschiedenen Stellen der Burg Nachgrabungen anzustellen, ob man nicht vielleicht auch so auf den Ort, wo der Schatz liege, kommen könne, allein Alles war vergebens. Auch soll er, sowie mehrere seiner Nachkommen, die Aehnliches im Sinne gehabt, durch einen Traum gewarnt worden sein, von weitern Nachgrabungen abzustehen, der Schatz werde zu seiner Zeit schon von selbst an den Tag kommen.

Da ist in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts ein Besitzer von Gnandstein aus dem Einsiedelschen Geschlechte auf den Gedanken gekommen, aus einem großen, im ersten Stocke des Schlosses gelegenen und in den obenerwähnten Thurm gehenden Zimmer zwei kleinere zu machen. Er läßt also die nöthigen Maurer kommen, und uneingedenk jener alten Prophezeiung bleibt er nicht dabei, als dieselben in die dicke Mauer einzuhauen beginnen. Dieselben schlagen nach ihrer Gewohnheit mit ihren Spitzhacken über Kopfhöhe ein, auf einmal stürzt unter den Steinen ein eisernes Kistchen herab, der Deckel desselben springt im Herunterfallen von selbst auf, die erwähnten Pfeile, ein vergelbtes Pergament und ein großer Schlüssel von der Form der alten Kirchenschlüssel fallen heraus, und als man dem herbeigerufenen Schloßherrn das Gefundene überliefert, kann natürlich Niemand angeben, nach welcher Seite hin der Schlüssel ursprünglich in dem Kistchen gelegen hat. Zwar machte man nun abermals Versuche mit Nachgraben, allein man fand nichts. Nun hoffte man aus jenem Pergamente etwas Näheres zu erfahren, allein siehe es war in Schriftzügen geschrieben, die zu keinem bekannten Alphabet zu gehören schienen. Da hört jener Herr von Einsiedel zufällig, daß ein Leipziger Professor, Namens Kapp (sollte dies nicht eine Namensverwechselung mit dem berühmten Heidelberger Paläographen

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_288.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)