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Pfingsttage dieses Jahres schwitzten unweit Dresden in eines Leinewebers Hause Tische, Bänke und Stühle häufiges Blut, so zwar, daß es in die Stube geflossen. Dergleichen hat sich auch zu Plauen im Voigtlande zugetragen und bei gerichtlicher Besichtigung sind auf den Stubendielen ganze Pfützen Blut gefunden worden. Desgleichen ist den 9. März desselben Jahres dem Churf. Wildmeister zu Dahlen ein Hirschgeweihe überbracht worden, davon die eine Zacke oder Ende am Horn so stark als eines Menschen Nase geblutet und über ein Nösel Blut von sich gelassen. So ist auch im Jahre 1652 zu Wurzen ein Teich in Blut verwandelt worden, dergleichen sich auch in Pirna zugetragen, wie nicht weniger zu Leipzig den 30. Julius bei einem Kramer und bei einem Bäcker das Fleisch zu Blut worden. Dergleichen Blutzeichen haben sich zu Halle in Sachsen und in dem Stadtgraben ereignet, welches vormals schwere Durchzüge fremder Völker und blutige Treffen bedeutet. In Meißen und in der Lausitz ließen sich nicht allein Blutzeichen und Gewächse, sondern auch an etlichen Orten Gespenster in türkischer Gestalt sehen, welche hin und wieder auf gewissen Plätzen spatziren gegangen sind, oftmals auch gar mit einander scharmutziret haben. In 10 Jahren darauf hat man das Prognosticon aus dem Türkenkriege gehabt.


305) Der lebendig gewordene Kuchen zu Döbeln.
Curiosa Sax. 1736. S. 319.

Am 17. September des Jahres 1736 hat der alte Bäckermeister Hammer für seinen Krankheits halber im Teplitzer Bade verweilenden Sohn, der auf dem Niedermarkte wohnte, früh gebacken und Kuchen geschoben. Nachdem er nun bereits einige in den Ofen geschoben und noch mehrere hineinschieben wollen, hat er den indessen zugesetzten Backofen wieder geöffnet, da ist ihm plötzlich einer der vorigen, der dem Leuchtfeuer gegenübergestanden, nicht nur entgegengekommen, sondern auch, weil er nicht flugs zugegriffen, wirklich zum Ofen herausgefahren,

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_274.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)