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welches bei der damals gerade herrschenden Dürre große Noth leiden müssen, in einem trockenen Wasserrisse bei Deutschenbora zwei Meilen von Freiberg einen weißen Gang, eine gute Spanne dick, wie Mehl anzusehen, angetroffen, etwas davon heimgetragen und Brod daraus gebacken. Worauf von anderen Leuten ein großer Zulauf geschehen ist, die es ausgegraben und gleichfalls verbacken haben. Ein solches Brod ist damals nach Freiberg gebracht und aufs Rathhaus abgeliefert worden, es hat süßlich geschmeckt und ein wenig nach Brod gerochen.[1]


292) Die Entstehung des Jagdschlosses Grillenburg.

Im Tharander Walde liegt das alte Jagdschloß Grillenburg, welches vom Churfürsten August im Jahre 1558 erbaut ward. Im Tafelzimmer desselben standen folgende Reime, welche über diesen demselben vom Churfürsten beigelegten Namen Aufschluß geben, und hier vollständig – gewöhnlich liest man sie nur im Auszuge – also lauten:

Meines lieben Bruders kläglich End’,
Der schwere Eingang zum Regiment,
Groß Widerwärtigkeit und Gefahr
Mir schwere Sorg und Müh gebahr.
Zu vertreiben die Phantasey
Fing ich an dies neu Gebäu,
Die Grillenburg ich’s davon nennt’,
In einem Jahr ward’s gar vollend’t.

Ich bin genannt die Grillenburg,
Darauf geschieht gar mancher Schlurg,
Gedanken und schwere Phantasey
Legt man auf diesem Hause bei.


  1. Im Schönburgischen heißt ein Berg an der Mulde dem wüsten Schlosse Eisenburg gegenüber, wo sich der von Mosel und der von Schönfelß, die Genossen Kunzens von Kauffungen, in einer Höhle verborgen hielten, noch jetzt Mehltheuer, weil einmal bei einer Theuerung dort Mehl aus der Erde hervorgequollen sein soll. (S. Wachter, Glossar. German. minus p. 224. Aehnliches bei Kamprad S. 436. 493. Hormayr, Taschenb. 1838. S. 257. sq.)
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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_266.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)