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Meißen wird ertrinken,
Freiberg wird versinken,
Dresen
Wird man zusammenkehren mit Besen,

allein glücklicher Weise ist diese böse Prophezeihung noch bei keinem der genannten Orte wahr geworden, wiewohl das theilweise Eintreffen derselben bei dem fast ganz durch den Bergbau unterminirten Freiberg nicht gerade zu den Unmöglichkeiten gehören würde.


290) St. Wolfgang zu Freiberg.

Poetisch behand. v. Otto Föhrau (d. h. Freiherr von Biedermann), Eine Sängerjugend. Dresd. 1847. 8. S. 118 sq.

Ist einst ein Bischof, Namens Wolfgang, aus dem Geschlechte derer von Schleinitz zu Freiberg gewesen. Wie der nun einmal im vollen Ornate zum Dienste des Herrn in den Dom geht, da stürzt sich ein Bettler vor seine Füße nieder, der Gliederreißen oder das böse Wesen zu haben schien. Mitleidsvoll blickten den Unglücklichen alle Anwesende an, nur der Bischof machte eine Ausnahme, er sprach zu ihm: „tobt wirklich eine Krankheit in Dir, so möge sich Gott Deiner erbarmen und Dich gesund machen, hast Du sie aber zum Frevel erlogen, um Almosen zu erlangen, soll sie von jetzt an Deine Strafe sein.“ Kaum war aber der gottlose Heuchler, der der ernsten Mahnung des Bischofs nicht ungehorsam zu sein wagte, vom Boden aufgestanden, als er auch mit jämmerlichem Geschrei wieder niederfiel und Niemand mehr an der Erfüllung des göttlichen Strafgerichts zweifeln konnte. Da hat das Volk den frommen Bischof als Heiligen verehrt und die Bergleute haben seitdem den H. Wolfgang zu ihrem Schutzpatron angenommen.


291) Das Wundermehl bei Freiberg.
Moller, Freiberger Annales II. S. 364. Anders erzählt bei Ziehnert Bd. III. S. 178. sq.

Den 20. Juli des Jahres 1590 hat ein armes Hirtenmägdlein,

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_265.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)