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So soll er gleichfalls auch der studirenden Jugend in Pirna verschiedene Stipendia verordnet haben. Es gedenket auch der obengedachte Autor, daß kurz nachher, als der gefährliche Krieg zwischen dem Kaiser und dem König Ottocar zu Ende gegangen und der Kaiser ganz Böhmen, Oestreich, Lausitz und Meißen an sich gebracht hatte, er mit Ernst befohlen hatte, daß die Stadt Pirna allein von allen Contributionen frei blieb. Als er aber zur Kaiserkrönung sich nach Speier aufmachte, hat er unterwegs zu Graf Friedrich von Hohenstaufen gesagt: Nun wollen wir uns gegen die liebe Stadt Pirna recht dankbarlich verhalten, wegen ihrer redlichen Treue und Aufrichtigkeit, so sie gegen uns erzeiget, und soll sie erfahren, daß, wie sie in meiner Noth mein Vater gewesen, ich auch ihr Vater und Helfer sein will.


218) Das Denkmal bei Stolpen.
Hasche, Magazin Bd. II. S. 364.

In der Nähe der Stadt Stolpen zwischen Lauterbach und Böhlau stand früher auf freiem Felde am Wege ein steinernes, vier Ellen hohes Denkmal, einer sogenannten katholischen Martersäule ähnlich, welches die Inschrift trug: 1584. IAR DAS IST WAR ZWENE OSTERDAG IN EINEN JAR. Diese Worte sollen aber Folgendes bedeutet haben. Bekanntlich ließ Papst Gregor XIII. 1582 den Gregorianischen Kalender einführen, der jedoch nicht sogleich überall angenommen ward. Dies thaten jedoch die beiden Lausitzen im J. 1584. Da nun der Gregorianische Kalender vom Julianischen Kalender um 10 Tage abweicht, so feierten die Einwohner der Lausitz ihr Osterfest eher als ihre Grenznachbarn in Sachsen, und dies schien dem Stolpner Amtsschösser Thomas Treuter so wichtig, daß er jene Worte bei der Erneuerung besagter Martersäule in dieselbe einhauen ließ.

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_195.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)