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213) Die Pfarrer Martin und Barthel Künzelmann zu Döhlen.
Ziehnert a. a. O. S. 255 sq. Hasche, Dipl. Gesch. v. Dresden Bd. III. S. 31. Petzholdt, Der Plauische Grund. S. 42 fgg.

Im Dorfe Döhlen war in der Mitte des 16. Jahrhunderts (1535-1596) Martin Künzelmann Pfarrer; er galt weit und breit als gewaltiger Teufelsbanner und Wunderdoctor, hat auch einmal einen böhmischen Grafen, der vom Teufel besessen war, geheilt. Gleichwohl war er nicht geldgierig, sondern der Lohn, den er für seine Kuren verlangte, bestand meist nur in einigen jungen Obstbäumen und Propfreißern, die er theils selbst pflanzte, theils unter seine Pfarrkinder vertheilte und dadurch gewissermaßen der Vater der so blühenden Obstplantagen in und bei Döhlen geworden ist. Nach seinem Tode ward ein anderer (Barthel) Künzelmann daselbst Pfarrer, der gewaltig unter dem Pantoffel seiner Frau stand. Als nämlich das Meißner Oberconsistorium, welches unter Christian I. ganz calvinistisch gesinnt war, ein in diesem Geiste abgefaßtes Umlaufschreiben ergehen ließ, welches jeder Superintendent oder Pfarrer in den Churlanden unterschreiben oder sein Amt meiden sollte, hat jene ihren Mann mit den sprichwörtlich gewordenen Worten zur Unterschrift zu bereden gesucht: schreibt, Herr, lieber Herre schreibt, daß Ihr doch bei der Pfarre bleibt.


214) Das Gespenst zu Lungwitz.
Mündlich.

Auf dem in der Nähe des Kaltwasserbades Kreischa bei Dresden gelegenen Rittergute Lungwitz ist es im Herrenhause angeblich nicht geheuer: es läßt sich des Nachts eine weiße Frau sehen, welche sich besonders gegen Fremde sehr unfreundlich bezeigt, indem sie sich wie ein Alp auf die im Bett liegenden legen und sie drücken soll.

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_189.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)