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Theil der Eingepfarreten des Dorfes Prießnitz bei Dresden während der Kirchweihpredigt statt des Gottesdienstes den Tanz abgewartet, da hat der Teufel auch seine Ergötzlichkeit haben wollen, es ist also unter ihnen ein solcher Streit und Schlägerei entstanden, daß ihrer etliche stracks auf dem Platze blieben und sechs andere bald hintennach starben.


211) Das unglückliche Schuhwerfen zu Cossebaude.
Weck, Dresdner Chronik S. 547.

Am 10. Septbr. des Jahres 1655 haben etliche junge Bursche und Mägde im Dorfe Cossebaude bei Dresden das Schuhwerfen gespielt. Dies ist nämlich eine Art Dienstorakel, indem sich die fragenden Dienstleute auf die Erde setzen und einen nur zur Hälfte am Fuße steckenden Schuh über sich zu werfen bemüht sind, da sie denn daraus, ob der Schuh mit der Spitze oder Ferse nach der Stubenthür sich wendet, den Schluß machen, ob sie dieses Jahr in diesem Hause wieder Dienst haben werden oder nicht. Nun hat sich eine Magd beim Bücken das im Busen gehabte Brodmesser ins Herz gestoßen und ist gleich todt geblieben.


212) Das Crucifix zu Döhlen.
Ziehnert, Sachsens Volkssagen Bd. III. S. 255.

Die Kirche des 2 Stunden südwestlich von Dresden gelegenen Dorfes Döhlen war im Mittelalter ein Wallfahrtsort, weil auf dem Altar derselben ein wunderthätiges Crucifix stand. Sein Ursprung war ziemlich ebenso, wie bei dem der Kreuzkirche zu Dresden. Einst brachten die angeschwollenen Fluthen der Weißeritz dasselbe nebst den Trümmern einer zerstörten Kirche mit sich und trugen es bis an die ziemlich hochgelegenen Stufen des Döhlener Kirchhofes. Man hob es auf und stellte es feierlich auf den Altar, wo es in der Folge viele Wunder, besonders durch Krankenheilungen, verursachte.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_188.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)