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den Paß verrennt. Sonder Zweifel wäre es aber um das Leben des Churfürsten geschehen gewesen, da der Hirsch ihn sicherlich den Felsen hinuntergestürzt hätte, hätte derselbe als ein in allen Arten ritterlichen Künsten wohl erfahrener und gewandter, beherzter Herr nicht seinen Entschluß gefaßt und unter den Worten: „entweder ich treffe dich, oder du bringst mich um’s Leben“, losgedrückt, und zwar mit so glücklichem Erfolge, daß der Hirsch, indem er getroffen ward, einen Satz in die Höhe that und rücklings den Felsen herabstürzte, an dessen Fuß er ganz zerschmettert gefunden ward. Zum ewigen Gedächtniß dieser wunderbaren Errettung des Churfürsten hat aber sein Herr Sohn, Churfürst Christian, nicht allein an dem Orte, wo der Hirsch gefällt worden, eine 3 Ellen hohe und 1½ Ellen breite steinerne Tafel mit ausgehauenem Churf. Sächs. Wappen und beigefügter Jahreszahl 1558 setzen und dem erhöhten Absatze des Felsens den Namen Augustus nebst nochmaliger Jahreszahl 1558 anschreiben, sondern auch auf dem erwähnten ohngefähr 15 Ellen höher gelegenen Felsen ein Jagdhaus erbauen und zu oberst auf dem Dache das Geweihe des Hirsches aufrichten lassen. Dieses Häuschen ist späterhin in Verfall gekommen und dafür 1818 der noch jetzt stehende achteckige Pavillon gebaut worden.


195) Wie Burggraf Jeschke um die Hauptmannsbestallung zu Königstein gekommen ist.
Süsse, S. 94. sq. G. Fr. Möring, Dohna, Stadt und Burg. Dohna 1843. 8. S. 117. sq.

Im Jahre 1397 ist der Burggraf Jeschke von Dohna, ein Vasall des Markgrafen von Meißen, bestallter Hauptmann auf der Veste Königstein gewesen, allein vier Jahre nachher hat er sich (1401) bei dem damals noch gebräuchlichen, jährlich um Martini zu Dresden angestellten solennen Adeltanze mit der Gemahlin eines benachbarten von Adel, Rudolph von Körbitz auf Meusegast allzufrei benommen, daher der letztere aus Eifersucht Burggraf Jeschken während des Tanzes ein

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_175.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)