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Einst ist eine arme Frau aus Walthersdorf mit ihrem Kinde auf den Lilienstein in die Beeren gegangen, da bemerkt sie plötzlich am Berge eine offene Thüre und sieht in dem Gewölbe, welches diese verschließt, eine Menge Goldhaufen liegen; sie setzt also das Kind auf einen dabei stehenden goldenen Tisch, rafft emsig so viel von den Haufen, als sie in ihrer Schürze fortbringen kann, auf und eilt damit, ihr Kind zurücklassend, nach dem draußen stehenden Korbe. Als sie aber umkehrt, findet sie die Thüre nicht mehr und muß also auch ihr Kind als verloren ansehen. Nach Verlauf eines Jahres geht sie aber an demselben Tage und zu derselben Stunde wieder an den nämlichen Ort, findet auch die Thüre wieder und erhält auch ihr Kind unversehrt, welches auf dem Tische mit goldenen Aepfeln und Birnen spielt, gleichsam als wäre seitdem nur ein Augenblick verflossen, zurück.


194) Das Wetterhäuschen auf dem kleinen Winterberge.

Iccander, Sächs. Kernchronik XCVI. Paq. S. 276. sq. (Ganz anders erzählt v. Weisse, Beschr. von Hohenstein S. 29. sq.) Poetisch beh. b. C. J. Hofmann, das Meißner Hochland. (Lohmen 1842.) S. 373. sq.

Im Jahre 1558 hat Churfürst August in der sogenannten Ottendorffer Haide eine Stunde von Sebnitz eine große Jagd gehalten und ist ihm auf dem steilen sogenannten kleinen Winterberge ein überaus großer Hirsch zugetrieben worden, den er zu Fuß verfolgt hat, um ihn zum Schuß zu bringen. Nachdem nun erwähntes Stück Wild sich auf einen hohen Felsen, dessen oberste Fläche kaum 30 Schritte im Umfange hält, während die Höhe nach unten wohl etliche 100 Klafter beträgt, überdies dahin neben einem noch viel höheren Felsen ein nur ohngefähr eine Elle breiter Pfad führt, geflüchtet, und wegen der entsetzlichen Kluft, so zwischen diesem und den umliegenden Felsen vorhanden, nicht weiter setzen können, hat es Miene gemacht, sich wieder dahin zu wenden, wo es hergekommen und sein Leben durch anderweite Flucht zu retten, da hat ihm Se. Churf. Durchlaucht mit aufgeworfener Büchse

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_174.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)