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hatte er das Glück, auf einer Löwenjagd seinem Herrn, einem seldschuckischen Emir, das Leben zu retten, worauf ihm dieser die Freiheit schenkte. Er kehrte also in sein Vaterland zurück, allein hier fand er zu seinem Schrecken, daß seine Güter theils von dem damaligen Landesherrn, theils von der Kirche in Besitz genommen worden waren, weil man ihn für todt gehalten hatte und andere Erben nicht da waren. Er beschloß also, da Niemand von den Seinigen mehr lebte, er übrigens auch bereits die Mittagslinie des menschlichen Lebens überschritten hatte, seine übrigen Tage dem Herrn zu weihen, und zog sich daher in die wilde Einöde zurück, welche heutzutage der Ottowalder Grund genannt wird, erbaute sich hier eine Einsiedelei, wo er bald von der ganzen Umgegend wie ein Heiliger unter dem Namen des Frommen Otto verehrt und der Grund nach ihm Otto’s Waldgrund (Ottowalder Grund) genannt ward. Da aber, wo sich in dem Grunde unweit von dem silberhellen Bächlein ein riesenhafter sargähnlicher Stein (beim steinernen Hause) erhebt, soll das Grab des frommen Mannes sein.


187) Jutta von Duba.
Hofmann a. a. O. S. 171 sq.

Ueber dem Dorfe Rathen in der Nähe der Bastei erblickt man die Burgruine der Veste Altrathen. Diese soll im 10. bis 11. Jahrhundert von den Deutschen durch Sturm ihren alten Bewohnern, den Sorben, entrissen worden und in der Hitze des Kampfes mögen viele der letztern in den nahegelegenen Abgrund, der, weil man in neuerer Zeit hier viele Todtenköpfe und Menschengebeine, Pfeilspitzen, Spornen etc. fand, die Martertelle genannt ward, herabgestürzt worden sein. Später gehörte diese Burg den Burggrafen von Dohna und soll zuletzt durch Verheirathung an die von Duba gekommen sein und damals den Namen Riesenstein geführt haben. Einer aus diesem Geschlechte, Namens Witigo, hatte eine sehr schöne Tochter, Namens Jutta, die er mit dem jungen Böhmenkönig

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_168.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)