Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 152.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

dem Heimwege dachte sie daran; sie kehrte zwar sogleich zurück, allein sie fand keine Höhle mehr und mußte ohne Haube nach Hause gehen. Da sie sich jedoch den Tag gemerkt hatte, wo ihr dies geschehen war, so kehrte sie das nächste Jahr an demselben Tage wieder an jenen Ort zurück, fand die Höhle offen, und auf demselben Orte, wo sie die Haube hingelegt hatte, da lag sie auch jetzt noch.

Ein anderes Mal ging eine Frau um Gras zu holen auf den Berg und nahm ihr kleines Kind mit, weil sie Niemand hatte, der es warten konnte. Auch sie fand die Höhle offen und darin eine Anzahl kleiner Männchen, welche sie bat, das Kind, während sie grase, in Obacht zu nehmen. Dies thaten diese auch, und als die Frau fertig war, gaben sie ihr ihr Kind zurück und außerdem eine Semmel, die sie, als sie nach Hause kam, in Gold verwandelt fand.

Einst ging eine arme Frau, die sich in schwerer Noth befand, auf den Cottaer Spitzberg, da trat aus dem Gebüsch ein kleines Männchen auf sie zu und drückte ihr ein Päcktchen in die Hand, welches sie aber vor Schrecken in die nahe dabei liegenden Steine schleuderte, später besann sie sich aber eines Bessern, kehrte zurück, fand zwar das Päcktchen nicht mehr, wohl aber unter den Steinen einige alte Silbermünzen.

Noch jüngst (1854) lebte in Cotta ein Mann, der behauptete, er sei als Knabe mit einem Schulkameraden auf dem Berge herumgeklettert und habe sich plötzlich vor der offenstehenden Höhle befunden; sie wagten aber nicht einzutreten, sondern liefen entsetzt den Berg hinunter, und konnten späterhin, trotz alles Suchens, die Stelle nicht wiederfinden.

Ebenso sah man in einer dunkeln Nacht drei Zwerge mit langen weißen Bärten in dem lange Zeit unbewohnten, nach der Abendseite gelegenen Eckzimmer des Cottaer Herrenhauses sitzen und bei dem in das Gemach fallenden Mondenlicht in einem großen Buche lesen. Vielleicht haben die öfters am Cottaer Berge gefundenen Bracteaten (oder Hohlmünzen) mit der darauf befindlichen Abbildung eines Mannes in sitzender

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_152.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)