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warfen ihn dort in eine Grube und liefen dann eiligst zurück, indem der Aberglaube besagte, daß, wer von den Austreibern hinter den übrigen zurückbliebe, dieser in demselben Jahre noch sterben müsse. Am 28. März des Jahres 1745 haben nun aber an diesem sogenannten Todtensonntage neun Knaben in der Stadt Radeberg den Tod mit großem Geschrei ausgetrieben und bei einem sumpfigen Orte vor der Stadt in eine Grube geworfen, weil sie aber daselbst ein Kraut und Wurzel, die man Schirling nennt, angetroffen, und einer der Knaben, sonder Zweifel mit Eingebung des Satans, diese Wurzel ausgezogen, für eine Möhre gehalten, davon gegessen, auch einigen andern etwas gegeben mit dem Beifügen, daß, wer von der Wurzel esse, wacker laufen könne; allein da, wie bekannt, dieser Schirling pures Gift ist und die Menschen tödtet, so sind alsbald acht dieser Knaben daran erkrankt (der neunte hatte gar nichts davon genossen), auf der Gasse umgefallen, haben stark geblutet, auch einen heftigen Anfall von Epilepsie gehabt. Vier von denselben, die von der Wurzel wirklich gegessen, sind noch diesen Abend verstorben, einer hat noch bis den andern Tag gelebt, drei andere aber, denen man sogleich mit dienlichen Medicamenten beigesprungen, haben zwar lange krank gelegen, sind aber am Leben erhalten worden. Merkwürdig ist es übrigens, daß alle diese Knaben an dem erwähnten Todtensonntag Mittags um 1 Uhr mit Samuel Gläntzel’s Leiche zu Grabe gegangen


Eine andere Version ist folgende:

Wir tragen den alten Thor hinaus
Hinters alte Hirtenhaus,
Wir haben den Sommer nun gewonnen
Und Krode’s Nacht ist weggekommen.

Bei J. Chr. Hellbach, Archiv v. u. f. Schwarzburg 1787. Nachr. p. 51.

Bekanntlich hat Luther selbst für die Kinder zu diesem Zwecke ein Lied von 7 4zeiligen Strophen gedichtet: Nun treiben wir den Pabst heraus etc., welches bei R. Chr. Hilscher, Curiose Gedanken Von dem Gebrauche am Sonntage Laetare Welchen man insgemein nennet Den Todt austreiben. A. d. Lat. übers. d. M. M. Dresd. u. Lpzg. 1701. 8. S. 39. sq. abgedruckt ist.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_145.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)