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so gebt mir die Hand darauf.“ Sie (das Weib) sey aber dermaßen erschrocken und habe nicht gewußt, was sie thun solle, und so habe sie der Mann abermals gefragt: „Wollet Ihr es ansagen?“ Sie habe darauf mit erschrockenem Gemüthe ja gesagt, der Mann ihr die rechte Hand geboten und weiter gesagt: „So gebt mir die Hand darauf“, welches sie in Gottes Namen gethan und gefühlt, daß des Mannes Hand wie Schnee kalt gewesen, daß ihr gegraust und sie gezuckt, darauf der Mann wieder gesagt: „Fürchtet Euch nicht, meine Hand ist Euch kalt anzufühlen, mir aber brennt sie ewiglich und ohne Ende; ich bin nicht gekommen, die Menschen zu quälen, ich bin selbst gequält“, – und ist darauf verschwunden. Diese Katharine Ullmannin ist nach geschehenem Zureden hierbei geblieben und hat sich anerboten, diese ihre Aussage weiter vor geistlicher und weltlicher Obrigkeit zu wiederholen.


156) Die Sage von der Mordgrundbrücke.

Auf der königl. Bibliothek zu Dresden befindet sich eine Handschrift (S. G. Nr. 138b. 4.) aus dem ersten Viertel dieses Jahrhunderts, welche über die Entstehung und Benennung des sogenannten Mordgrundes zwischen Dresden und dem Dorfe Loschwitz aus einem alten bei einem Winzer der Loschwitzer Gegend vorgefundenen, fast unleserlichen Geschichtsbuche Folgendes berichtet.[1]

Gegen Ende des 13. Jahrhunderts, als Markgraf Friedrich der Kleine die Stadt Dresden noch sein nannte, blüheten in dieser Gegend die Geschlechter von Clohmen und von Birken; sie besaßen nicht blos Ritterburgen in den nahe gelegenen gebirgigen Gegenden (z. B. die Clohmen, das von ihnen benannte Lohmen), sondern auch Häuser in der Stadt und Besitzungen


  1. Aus diesem Manuscripte scheint die Sage von Ad. v. Schaden, Katersprung von Berlin über Leipzig nach Dresden. Dessau 1821. 8. S. 14 sq. ausgezogen worden zu sein (s. a. Hasche, Dipl. Gesch. v. Dresden, V. b. S. 91. sq.) Mir scheint das Ganze moderne Fiction irgend eines Romanschreibers à la Spieß.
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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_140.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)