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sothaner Kopf nachgehends bei Renovirung des Hauses abgebrochen und der Stein durch neues Pflastern des Jüdenhofes weggekommen. Das Haus übrigens, wo der Kanzler selbst früher gewohnt hatte, das Eckhaus der großen Brüder- und Schloßgasse, war durch die in zwei runden Schildern sauber in Stein gehauenen Apostel Petrus und Paulus bezeichnet.


117) Das Aber zu Dresden.
Curiosa Sax. 1733. S. 137.

Früher sagte man häufig von Personen, die schlecht bei Gelde waren: es fehlt ihm an dem Dresdnischen Aber. Der Ursprung dieses Sprichworts ist folgender. Im Jahre 1617 haben der Kaiser Matthias und der Erzherzog Ferdinand von Oesterreich den Churfürsten Johann Georg I. zu Dresden besucht und der Letztere hat ihnen unter anderen Merkwürdigkeiten seiner Residenz auch das mit Geschützen aller Art und andern zur Kriegsführung nöthigen Dingen vollständig ausgerüstete Zeughaus gezeigt. Als er nun den Kaiser fragte, wie ihm das Alles gefalle, so gab dieser zur Antwort: „das Zeughaus ist vortrefflich, aber!“ Der Churfürst hat gleich gemerkt, diese abgebrochene Rede des Kaisers solle soviel sagen, als: es wären wohl Waffen und Vorräthe genug da, aber so viel Geld, als zur Erhaltung einer zu diesen im Verhältniß stehenden Armee nöthig wäre, sei nicht in Sachsen. Indeß hat er auf der Stelle nichts geantwortet, sondern den Kaiser weiter und endlich in die churfürstliche Schatzkammer gebracht, wo ihm eine so ungeheure Menge von daselbst befindlichen Silberplatten gezeigt ward, daß er sich nicht genug wundern konnte. Als er nun diese und andere hier nicht vermuthete Schätze staunend betrachtete, da sagte der Churfürst: „Allergnädigster Kaiser, hier ist das Aber!“

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_110.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)