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das schöne Thor in Altdresden, das Weiberregiment, der Dresdnische Mönch und das garstige Ding) von Dresden, welches die Handwerksburschen zu nennen hatten, wenn sie beweisen sollten, daß sie wirklich in dieser Stadt gewesen, war auch das sogenannte garstige Ding. So nannte man die an dem mit vielerlei Bildhauerarbeit gezierten Chore der alten Kreuzkirche eingehauene Statue eines Frauenzimmers, vor der ein Hund stand. Man erzählte nämlich, daß einst eine wohlhabende Frauensperson nur dadurch der Bestrafung für ein schmähliches Vergehen habe entgehen können, daß sie auf ihre Kosten diesen Chor herstellte und sich darauf zum Andenken habe müssen abbilden lassen. Später ward diese Statüe aus der Kreuzkirche herausgenommen und in die Mauer, welche früher die tiefliegende Bürgerwiese am Dohnaischen Schlage umgab, eingemauert (ziemlich dem Eingange der Langegasse schrägüber), jedoch so, daß nur die obere Hälfte derselben zu sehen war, der untere Theil aber in der Erde stand. Als die Bürgerwiese vor einigen 20 Jahren planirt und die Mauer niedergerissen wurde, ist auch jenes Monument, welches Hasche (Dipl. G. Bd. III. S. 188. Anm.) übrigens von dem obigen für verschieden hält, angeblich von den Arbeitsleuten unversehens zerstört worden.


112) Ein Knabe findet durch einen Traum einen Schatz.
Hasche, Beschreibung von Dresden. Bd. I. S. 117.

Am 26. Mai des Jahres 1731 träumte einem Jungen vor dem Wilsdruffer Thore, er solle am großen Armenhause in einer Mauer Geld suchen. Er ging des Morgens auch hin, fand ein kleines Loch in der Mauer und Geld darin. Nachdem er dies voll Freuden seinen Spielkameraden mitgetheilt, gingen sie nochmals hin und fanden in einem ziemlich verfaulten Sacke verschiedene Sorten Geld. Die Sache kam aber auf’s Rathhaus, und sie mußten das Geld bis zu erfolgter churfürstlicher Resolution deponiren.

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_106.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)