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109) Das Trompeterschlößchen zu Dresden.

Mündlich. Rom. beh. v. Fr. Gottschalk, deutsche Volksmärchen. Leipzig 1846. Bd. I. S. 130-152. u. v. Winter in d. Constitut. Zeit. 1854 Nr. 3 fgg. Poetisch bearb. v. Ziehnert (der die Sage kurz nach dem 30jährigen Kriege setzt) Bd. II. S. 111 sq. u. v. Th. Hell im Komus 1817. II. Gabe. S. 109. u. b. Solbrig, Poetische Sagen der Vorzeit. Magdeb. 1817. S. 415 etc.

Auf dem Dippoldiswaldaer Platz bildet die Ecke der großen Oberseergasse und Reitbahngasse ein Gasthof, genannt das Trompeterschlößchen, wo an der abgeschnittenen Ecke am zweiten Stock ein vergoldeter Trompeter zu Pferde abgebildet ist mit der Unterschrift:

Trompeterschlößchen nennt man mich,
Des Krieges Wuth empfand auch ich,
Es warf mich unverhofft ein tödtend Feuer nieder,
Allein ich stehe nun durch Gottes Gnade wieder. 1764.

Der Platz dieses Hauses war schon 1451 mit dem Jakobshospital überbaut, und später hielt die Garde du Corps hier ihre Fahnen- und Arrestantenwache. Indeß kann das Haus offenbar von diesen seinen frühern Bewohnern nicht erst den Namen Trompeterschlößchen erhalten haben, sondern derselbe muß älter sein, wie auch schon aus dem obenstehenden Reim hervorgeht. Die Sage erzählt uns also darüber folgende merkwürdige Geschichte.[1]

Vor langen Jahren lagen auf der Fläche, wo sich jetzt das herrliche Dresden an den beiden Ufern der Elbe ausbreitet, nur zwei kleine Dörfchen, deren Einwohner sich kümmerlich vom Fischfange nährten und von deren Dasein jetzt nur noch der Name der Fischergasse in der Altstadt und des sogenannten Fischerdorfs in der Wilsdruffer Vorstadt Zeugniß giebt. Rings um dieselben war sonst ein dichter Wald und Alles gehörte den mächtigen Burggrafen von Dohna, die hier auch ein Jagdschloß erbaut hatten, welches sie zuweilen zu bewohnen pflegten, um hier dem Waidwerk und


  1. Sie ist jedoch von Th. Hell (Hofr. Winkler) nach seinem eigenen Geständniß erfunden (S. Schäfer Bd. I. S. 221 etc.).
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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_097.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)