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eilends mit hinauf zu gehen, da werde sie ihn sehen. Diese that es auch, ging mit hinauf, machte die Stube auf und sah hinein, da stand aber der leere Stuhl da und Niemand saß darauf. Hierüber hat sich aber die Magd nicht genug wundern können, daß ihr Herr nicht mehr da war, da sie ihn doch vor kaum einer Viertelstunde an diesem Orte mit ihren Augen gesehen hatte.


85) Das spukhafte Bild zu Kaditz.
Hofmann a. a. O. S. 744.

In dem zum Dresdner Amtsbezirk gehörigen Dorfe Kaditz befindet sich eine alterthümliche Kirche, welche in ihrer Vorhalle, der ursprünglichen Kapelle, eine Statüe ihres Schutzheiligen und ein Oelgemälde des ehemaligen hiesigen Pfarrers M. Böhme in Lebensgröße besitzt. Von letzterem erzählt die Sage, er habe sich erhenkt und sei von den Seinigen in die Elbe getragen worden, damit man glauben solle, er sei darin, wo man ihn nachher wirklich fand, ertrunken. Nun sagt man, daß jedesmal am Kirchweihfeste des Dorfes, an welchem Tage nämlich der angebliche Selbstmord des Geistlichen gefallen ist, dieses Bild gewaltig schwitze, gleichsam als sey es eine lebende Person, der es in dem Gedränge so vieler Menschen zu warm werde.


86) Der Wundersee zu Lommatsch.
Dithmar. c. 3. (S. 8. Urs.) Hoffmann, Gesch. v. Oschatz Bd. I. S. 11, Curiosa Sax. 1744. S. 35. 201. Anders erzählt diese Sage Fiedler, Mügelnsche Chronik S. 25.

Etwas über eine Meile von der Elbe und eine halbe Stunde von der Stadt Lommatsch befand sich früher ein Brunnen, der durch seinen Abfluß eine Art Teich bildete und Glomuczi oder Glomaci genannt ward und mit dem jetzigen Poltzschner See identisch sein soll. Bei diesem versammelten

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_083.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)