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denn das Wasser läuft aus den Rachen der Hunde, welche an den Ecken des Thurmes stehen, heraus, ohne in den Thurm zu fallen.


47) Das böse Quiproquo im Schlosse zu Meißen.
Berkenmeyer I. S. 642.

Sonst befand sich, wenn man die Treppe in der Albrechtsburg heraufkam, eine sonderbare Historie in die Wand eingehauen. Es war einmal eine Markgräfin, welche nichts lieber sah, als blaue Violen, und demjenigen, so ihr im Frühjahr die erste zeigen konnte, eine schöne Verehrung gab: es ward auch dieses freudige Ereigniß allemal mit Trompeten- und Paukenschall bekannt gemacht. Als nun einstmals ihr Hofmeister die erste Viole erblickte, deckte er im Garten seinen Hut darüber, ging zur Markgräfin, dieselbe mit ihrem Frauenzimmer hineinzuführen und ihr das Violblümlein zu überliefern. Unterdessen hatte ihm aber der Hofnarr das Spiel verdorben und zu seinem Schimpf und Spott eine ganz andere Blume unter den Hut gelegt. Diese Geschichte hörte hier zu Meißen schon im 16. Jhrh. ein gewisser Philipp Hainhofer (s. Hormayr’s Taschenb. 1838. S. 256.) Sie ist auch dramatisch in dem altdeutschen Nithardspiele bei Keller, Fastnachtspiele Bd. I. S. 411 etc. und von Hans Sachs in einem Fastnachtsspiele (W. Bd. IV. Th. III.) behandelt worden.


48) Woher der Name: Der dumme Junge von Meißen?
W. Schäfer, der Judenkopf als Helmkleinod im meißnischen Wappen, in d. Sachsenchronik B. II. H. II. u. Sachsengrün 1861. II. Jahrg. S. 24 fgg.

Wenn man früher Fremden die Porzellanfabrik zu Meißen zeigte, so führte man sie auch in ein übrigens ganz leeres Zimmer, in dessen Winkel eine Porzellanfigur stand, welche einen 12-14jährigen Knaben in natürlicher Größe darstellte. Trat man nun aber auf eine gewisse Diele, unter der eine Feder war, welche mit jener Figur in Verbindung

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_056.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)