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Freund und Wohlthäter, den ich gehabt, den Rosenthal lange genug betrauert und bald vergessen hatte, lag ich einst im Bette und schlief und erschrack, als man mich aufweckte und mir das Gewehr auf den Leib setzte, mich, wenn ich mich rühren würde, zu ermorden. Zwei Personen, hatten Laternen in jeder Hand mit zwei Lichtern und Pistolen, die anderen zwei nur gute Degen, hatten Kleider, die nicht nach ihrem Leibe gemacht, und Masken von Nasen und Bärten über den Gesichtern. Sie nahmen Schlüssel und durchsuchten Schränke und Kasten: erst fand der eine eine goldene Kugel, 1 Unze schwer, die nahm er zu sich und legte soviel Silbergeld dafür auf den Tisch, als sie dem Gewichte nach werth war, auch ein egyptisches Opfermesser, dafür er, weil es ein Original und Antiquität, welche die Composition des Metalles rarer machte, 30 Gulden hinlegte. Endlich fand er die 2 Gläser, darinnen der schwarze wenige Liquor des Rosenthals vorhanden und die Zonach oder Feder damit gezeichnet werden muß, sammt dem Lichte in unverbrennliche Leinewand gewickelt, alsobald schrie er: ha! ha! suchte weiter nichts als obenhin, gingen darauf fort und im Vorbeigehen meines Betts warf mir der Eine 5 Pakete, jedes zu 10 Thalern, in Dreiern und Reichspfennigen gerechnet, auf mich zu, der aber durchsucht hatte und voraus ging, sprach: parce qu’il Vous n’appartient pas, en prenez cinquante écus. Die andern drei Personen hatten alle viel Respect vor diesem, droheten anbei, wo ich mich in einer Stunde aus dem Bette machte, würde ich ohnfehlbar große Gefahr laufen, blieb also liegen. Wie ich nachdem nach den Thüren sah, war alles wieder wohlverwahrt, wie sie heraus und hineingekommen, da an den Thüren lauter Bergschlösser sind, mit Zangenwinden, weiß ich nicht. Endlich ging ich auf den Boden, wo ich unter einer Glocke von Glas die Mazzaloth geöffnet und ausgebreitet hatte, fand solche alle wohl conditionirt, daß sie also in keiner anderen Hand, folglich vorige Personen nicht oben gewesen, sonst würden sie solche wohl mitgenommen haben.

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_037.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)