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genaue Anweisung und händigte ihm das Meschaloth selbst aus, worauf er sich am dritten Tage während der Nacht entfernte. Geißler benutzte nun die Gelegenheit, das Meschaloth auf das Genaueste nachzumachen. Sieben Wochen ehe Karl XII. vor Friedrichshall blieb (also im October 1718) kam Rosenthal wieder, „hatte allen Präparat wohl verwahrt bei sich in einem involucro, das wegen der geschnittenen Edelsteine mehr als eine halbe Million werth war, wie denn Diamanten darunter waren von 15,16 Gran, gar einer von 19 Granen.“ Er brachte noch ein anderes Meschaloth, das schwedische, von Gustav Adolph herrührend, mit, hatte auch zwei Fläschlein von Bergkristall bei sich und in beyden schwarze liquores wie Tinte „die, wenn die Gläser eröffnet wurden, einen großen schwarzen Dampf von sich gaben, der endlich grün wurde, bis die Dämpfe in gelindem Geruche abnahmen, daß man es kaum merken konnte, daß es dampfe.“ Es ward nun die nöthige Operation, über die wir jedoch nichts Näheres erfahren, vorgenommen, und nachdem die beiden Meschaloths (das sächsische und das schwedische) ihre Kraft empfangen, ritt Rosenthal davon, indem er das schwedische, unter Abnahme des Versprechens, es nur ihm auszuhändigen, Geißler zurückließ, damit dieser „in etlichen Tagen das Nöthige daran mache.“ Rosenthal hatte übrigens Geißler aufgefordert, mit ihm nach Schweden zu gehen, und als dieser erklärte, er könne seiner Gesundheit wegen nicht in ein so kaltes Land ziehen, ihm Hamburg als Wohnsitz vorgeschlagen, auch ihm daselbst ein Haus mit Garten, dessen Ertrag sich auf etwa 200 Thaler belaufe, angeboten. Geißler ging darauf ein und rüstete sich zur Abreise, die einige Wochen später nach der Rückkehr Rosenthals erfolgen sollte. Letzterer kehrte aber nicht zurück.

Etliche Wochen darauf kam der schwedische Minister Baron von Görtz unversehens auf den Berg auf Postpferden und fragte „wie der Berg hieße, wie mein (Geißler’s) Name sey und dergleichen“; da er nun ferner wissen wollte, ob ich die Handschriften kennte, die er mir vorlegte, sagte ich: „keine

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_035.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)