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dem Herzog die Uneinigkeit mit seiner Gemahlin auf eine ganz verschiedene Art. Hierauf fällte der Herzog das Urtheil, daß der Geist des Fürsten Unrecht habe, welches dieser auch gestand und sagte: „Du hast recht geurtheilet.“ Der Herzog nahm nun die eiskalte Hand des Fürsten, legte sie in die Hand der Fürstin, welche ganz natürliche Wärme hatte, und sprach den Segen über sie, wozu sie beide Amen sagten. Der Herzog fing alsdann das Lied: „Herr Gott Dich loben wir“ an zu singen, und es kam ihm vor, als wenn Beide mitsängen. Da das Lied zu Ende war, sagte die Fürstin zum Herzog: „den Lohn wirst Du von Gott bekommen und bald bei uns seyn!“ worauf sie beide verschwanden. Von dieser Unterredung hatte aber die Wache nichts als die Worte des Herzogs gehört.


26) Ein Talisman oder Schutzgeist des sächsischen Fürstenhauses.
S. K. v. Weber, Aus vier Jahrhunderten. Lpzg. 1858. Bd. II. S. 335 etc.

Im K. S. Hauptstaatsarchiv zu Dresden befindet sich die Schrift eines gewissen Elias Geißler vom J. 1725, in welcher Folgendes über einen die Churfürstliche Familie betreffenden Talisman erzählt wird.

Churfürst Ernestus, als er mit seinem Bruder Albertus noch gemeinschaftlich regierte, schlief einst, nahe am Ofen sitzend, im Kloster Zelle bei Nossen; da träumte ihm, es komme eine seiner Vorfahrinnen und spräche zu ihm: da hast Du es wieder, was so lange Deiner Familie entwendet gewesen, so lange es ferner dabei bleibet, wird es wohl stehen, habe Acht. Da sie nun von fern ein zusammengewickeltes Tuch ihm zuwarf, traf sie den dazwischen stehenden Ofen und es fiel in’s Feuer, sie aber verschwand. Ernestus erwachte und sahe, daß wirklich der Ofen entzwei und ein dergleichen Tuch im Feuer lag, griff hinein und errettete es aus den

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_032.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)