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23) Der Churfürsten Georg III. und IV. Bezauberung durch die Frau von Neitschütz.
Klotsch, Nachr. z. Sächs. Gesch. Bd. X. p. 396 ff. Bülau, Geheime Gesch. Bd. III. S. 64 ff. Vehse, Haus Sachsen Bd. IV. S. 177 ff. Hitzig’ Annalen für die Criminalrechtspflege 1849. Bd. 49, S. 205 ff.

Die Frau von Neitschütz, eine geborene von Haugwitz, Mutter der bekannten Gräfin von Rochlitz, soll, wie aus den Untersuchungsacten, welche nach dem Tode ihrer Tochter über deren Verhältniß zum Churfürst Georg IV. geführt wurden, hervorgeht, eine arge Zauberin gewesen sein. Es ward constatirt, daß sie Fledermausherzen unter ihrem Stuhle genagelt hatte, um im Spiele zu gewinnen, sie trug ihr Spielgeld in einem Beutel von Fledermaushäuten und soll einen Diebsdaumen gehabt haben. Sie pflegte Umgang mit einer gewissen Zauberin Namens Baumeisterin, der Hexe Margarethe aus dem Dorfe Zinnig im Spreewald, der Traummarie, dem Dresdner Scharfrichter Melchior Vogel und vier andern Zauberinnen. Eine ihrer Vertrauten, Namens Krappin, soll ausgesagt haben, die Gräfin, sie und die Margarethe hätten durch Zauber den Churfürsten Georg III. umgebracht, indem sie (wahrscheinlich ein wächsernes Bild von ihm) ihn im Feuer getödtet, so daß sein Herz im Leibe gebrannt wie ein Licht: und allerdings fand sich auch bei der Section des Körpers sowohl das Herz als der ganze Leib blutleer. Sie hat auch ihre Tochter gelehrt, gewisse Zaubercharactere, die ihr ihr Sprachlehrer Saladin mitgetheilt, sich mit einer Rabenfeder in die Hand zu schreiben, wenn sie den Churfürsten anrührte, und am Charfreitag in der Bartholomäuskirche zu Dresden ein Schächtelchen versiegelt und an sich genommen, worin sich verschiedene Gegenstände ihrer Tochter und des Churfürsten, die mit dessen Schweiß und dem Blute jener benetzt und in zwei Säckchen gewickelt waren, um die Liebe beider unauflöslich zu machen, befanden; vorher war es aber heimlich auf dem Altar, als man die Passion sang, gesetzt worden, um den Segen darüber sprechen zu lassen. Bekanntlich

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_026.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)