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Völker mit andern Fremden, die solche verjagen wollen, werden das Land einnehmen und verwüsten, ja sogar den Besieger stürzen und aus dem Lande treiben. Die Unterthanen werden flüchtig werden und suchen Erretter in ihren größten Nöthen, denn da ist Niemand als Adonay, der sie von diesen Plagen wird befreien können. Lange nach Ew. Churf. Gnaden Versammlung zu ihren Vätern werden die Sturmwetter groß seyn über Sachsenland. Der gekrönte Löwe aus Mitternacht[1] wird in das Land einfallen und sich darin satt fressen, bei dem einen Regenten. Bei dessen Nachfolger aber wird es vollends gar aus werden und ein mächtiger schwarzer Adlerskönig[2] wird das Garaus machen und statt der Hülfe viel Noth und Plage bringen. Es wird geschehen, ja es wird geschehen, denn der Hochmuth, Stolz und Pracht und Unterdrückung derer Unterthanen wird diese zukünftigen Regenten stürzen, sie werden Zuflucht bei andern Ländern nehmen, werden solche auch mit Noth erhalten, aber deren unschuldigen Unterthanen wird es höchst schädlich seyn.[3] Sie werden vor Noth und Angst nicht wissen, wo und wie sie ihr Leben mehr zubringen und fristen sollen. Adonay wird sich aber doch wieder über das Land erbarmen und nach heftigem Blutvergießen die Sonne seiner großen Kraft wieder helle scheinen lassen. Schwarze Farbe ist gefährlich vor Sachsen, aber die blaue noch gefährlicher. Adonay verhüte, damit das Land nicht in zukünftigen Zeiten mit solcher bekleidet werden möge, denn es hat zu viel Andenkens.


  1. Karl XII. König von Schweden.
  2. Friedrich II., König von Preußen.
  3. K. v. Weber. S. 240 etc. ist nur des Styls wegen zweifelhaft über die Aechtheit der Prophezeiung. Adelung, Gall. d. N. Proph. am Schlusse d. Abdr. glaubt, sie sey ein nach der Aemterreformation (1784-93) von einem Christen abgefaßtes Machwerk. Dies ist jedoch unmöglich, da Hauber, Bibl. Mag. Bd. II. S. 404 fgg. bereits im J. 1739 sie aus einem weit älteren Werke citirt. Der obgedachte Traum steht übrigens auch bei Hasche, Anecd. z. Sächs. Gesch. Bd. II. S. 67-70. (S. a. Hilscher, Reform. Jubelpredigt 1717. S. 335.)
Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_022.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)