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Macht als der Mönch, bläst auch das Licht aus, jedoch nicht gar, allein in der Meinung, sie hätte solches gar ausgeblasen. Da sich aber die Nonne gewendet, und dem Lichte den Rücken gekehrt, hat das Licht wieder angefangen in heller Flamme zu brennen, da denn auch der Mönch in Zorne fortgehet und die Thür mit Gewalt zuschmeißt. Weil nun der Minister meinet, der Churfürst schlafe und der Churfürst glaubt, der Minister schlafe, hat Keiner nichts gesprochen. Morgen darauf wünscht der Kanzler dem Churfürsten einen guten Morgen, desgleichen auch der Churfürst dem Kanzler. Der Churfürst fragt ihn, wie er geschlafen? Er sollte von Grund des Herzens sagen, was ihm die Nacht geträumet? oder was er gesehen? der Kanzler antwortet: was ihn hätte träumen sollen, da er die ganze Nacht nicht geschlafen? Da ihn nun der Churfürst gefragt, was er denn gesehen? hat der Kanzler geantwortet: es wäre ein Mönch und eine Nonne in die Stube gekommen, der Mönch hätte in der Bibel gelesen, sie aber mit Verdruß wieder nieder gelegt, darnach mit aller Gewalt und starkem Blasen das Licht wollen ausblasen, aber nicht enden können, deswegen er mit großem Eifer nach der Thüre gegangen, ingleichen auch die Nonne, als sie aber an die Thür gekommen, sey die Nonne nach dem Lichte zurückgekehrt und mit aller Gewalt solches auszublasen gesucht, so sie auch ihrer Meinung nach bewirkt, allein weil noch etliche Fünklein die Flamme erhalten, hat solches wieder angefangen helle zu brennen, darauf sie mit Gewalt die Thüre zugeschmissen und davon gegangen. Darauf hat der Churfürst zum Kanzler gesagt: weißest du wohl, was dieses vor eine Bedeutung und nach sich ziehen werde? solches will ich dir sagen. Es wird einstmals nach meinem Tode sich auch ein Augustus in der Regierung befinden (nach e. a. Abschrift eine Frau) welcher gesinnt sein wird, die Evangelische Lehre in meinem Lande auszurotten und zu vertilgen, wird aber solches nicht enden können, aber Gottes Wort und Luthers Lehr (mit der Hand auf die Bibel schlagend) vergehen nun und nimmermehr, doch wird dessen Gemahlin noch viel eifriger darinnen sein und solches mit aller Gewalt zu erzwingen suchen, wird ihr aber so wenig als ihm gelingen, denn wenn sie meine, die wahre Religion auf’s Höchste zu verfolgen, wird Gott ein Mittler darinnen sein etc.“

Soweit das Mscr. Nach einer anderen Sage hätte der Churfürst eben dem Kanzler vorgeschlagen, ehe dieser ihm den Traum erzählt, sie wollten Jeder den Traum niederschreiben, darauf habe sich der Churfürst entfernt, der Kanzler aber an einen andern Tisch gesetzt und nun aufgeschrieben, was sie gesehen, und Beides habe übereinstimmend gelautet. Was nun die Prophezeiung anlangt, so hat diese der Generaladjutant des Churfürsten Friedrich August, Oberst Johann Ernst von Posern, aus jener Hausbibel sich im Jahre 1777 abgeschrieben und nach einer von dieser Abschrift durch Wilhelm Ernst von Posern am 14. October 1787 genommenen Copie ist nun diese von K. von Weber in seinem Archiv für

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_016.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)