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Weg war nach diesen Worten das wunderbare Wesen. Die Bauernfrauen besprachen sich hin und her, was zu thun sei, allein großmüthig meinten sie zuletzt, sie dürften doch das arme Ding nicht vergebens Brod auf leerem Stocke suchen lassen, und bucken aus ihrem Vorrath von Mehl gemeinschaftlich ein Brod so groß wie andere Brote auch. Drauf gingen sie und trugen es in den Wald an den bemerkten Ort.

Nach drei Tagen machten nun jene Weiber denselben Weg ins Holz. Da fiel ihnen das Brod ein: „wird es denn das Waldweibchen geholt haben?“ sie sahen nach, aber die ihnen so schwer gewordene Gabe lag noch unangerührt, wie es schien, auf derselben Stelle. Hatte die kleine Frau sie blos zum Besten gehabt mit ihrer Bitte und die Gabe nun verschmäht? war die Hilfe zu spät für die Leidende gekommen? oder war sie zuletzt eine Beute Berndietrichs geworden? Die eine Möglichkeit wie die andere bekümmerte die guten Bauerweiber. Unrecht aber, das sahen sie ein, wäre es gewiß, wenn sie das liebe Gut noch länger draußen liegen lassen wollten. Sie nahmen also das Brod auf, aber, hilf Himmel! wie schwer war es doch geworden; es konnte nicht mit rechten Dingen zugehen. Neugierig schnitten die sich verwundernden Weiber den Laib Brodes auf, aber siehe, lauter harte Thaler rollten daraus hervor. Wer war froher erschrocken als die Beiden? Redlich wurde der reiche Lohn ihrer Gutherzigkeit von ihnen getheilt; es war Geldes genug für ihr beiderseitiges Auskommen auf lange Zeit hinaus.


82) Die Saalnixe bei Kahla.
S. Eisel a. a. O. Nr. 62. Greß S. 95 fgg.

Auch die Saale birgt, wie die Mulde, Elbe und Elster, Nixen. Oberhalb Kahla erhebt sich am Flusse eine hohe Felswand, dort läßt sich zuweilen im Sommer eine Nixe sehen mit grüngoldenem Haar, welche einen blitzenden Kamm in der Hand hält und damit ihr Haar strählt. Die Jünglinge,

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 389. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_389.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)