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starb, obwohl der Schöppenstuhl zu Leipzig sie schließlich freigesprochen hatte.

Bald darauf kaufte der schwedische Generalproviantmeister Johann Losse (1649) das Gut Meuselwitz und zu diesem zog ein früherer Soldatenjunge Hans Michael Weinle als Knecht. Derselbe bekam im J. 1650 epileptische Zufälle und obwohl man dies erst für ein Stück der schweren Noth hielt, so überzeugte man sich doch angeblich bald, daß es teuflische Besitzung sei, brachte den Kranken ins Gefängniß und dort gestand er, daß der Teufel in Gestalt einer Jungfrau zu ihm gekommen und ihn zur Unzucht verleitet habe, er habe nun mit demselben ein Bündniß gemacht und von demselben die trockne Taufe auf den Kopf (woher noch sein Kopfschmerz rühre) erhalten, derselbe habe ihn in Gestalt eines kleinen, nur ½ Elle langen, aber mit viel längerem Barte versehenen Männchens aufgeweckt und allerlei Kurzweil gemacht, er habe auch vom Teufel eine Salbe erhalten, womit er die Frau Kanzlerin Münch aus Zeitz, die sich damals zu Meuselwitz aufgehalten hatte, die Käsemutter und die Köchin geschabernackt und ihnen Ungelegenheit und Schmerzen zugezogen. Er bekannte auch, daß ein Lehrer in Prag ihn in der Kunst zu zaubern, Ungeziefer und dergl. zu machen, mit andern Knaben unterwiesen habe. Seine Mutter gab über ihn die Aussage ab, er sei bereits in der Schule wegen Versuchs, die Zauberei zu erlernen, castigirt und der böse Geist durch die Jesuiten von ihm ausgetrieben worden, ihr thue nichts mehr leid, als daß ihr Sohn bei den Lutheranern sitze und zur Religion derselben gebracht werden würde. Hierauf ward ihm das Schwert zuerkannt, und er im April 1651 hingerichtet.

Nun ward im J. 1672 die 80jährige Wittwe von Georg Mengel, der früher einmal (1663) der Schule zu Meuselwitz Feld legirt hatte, Ursula, welche als Auszüglerin lebte, von ihrer frühern Dienstmagd, Anna Weber, beschuldigt, sie habe vor 20 Jahren Buhlschaft mit dem bösen Feinde getrieben, der im Koller und Federbusch zu ihr gekommen sei, auch

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 387. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_387.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)