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Altenburg, steht das Steinbildchen des Erzengels Michael, dem die Kirche geweihet ist – in seiner Hand hat er einen Stab gehabt, welcher aber jetzt abgebrochen ist. Davon die Sage, daß dieser Stab auf eine Stelle in dem nahen Berge hingewiesen habe, wo ein Schatz verborgen liege, damit aber kein Unbefugter diesen Schatz zu heben unternehme, sei er von dem Clerus abgebrochen worden. Diese Sage hat das Interessante, daß man in der That, ganz unweit von der Stelle des Standbildes, etwa eine Elle tief im Berge, i. J. 1843 eine Urne mit 800 Bracteaten auffand.


55) Der Nixtümpel bei Breitenhain.
S. Altenb. Kirchengal. Bd. I. S. 53.

Unterhalb Breitenhain, einem Dorfe, nordwestlich von Altenburg, bei Lucka und der Luckaischen Flurgrenze ist am Reinbache eine sumpfige mit Gebüsch umgebene Wiese, der Nixtümpel genannt, wo Nixen hausten, welche ihre Wäsche trockneten, sich selbst im Dorfe Breitenhain sehen ließen und auf dem Tanzboden in der Schenke mit tanzten, ja einst aus einem Hause ein Kind entführten.


56) Eine Todte kommt in Altenburg wieder.
S. v. Beust Bd. II. S. 149.

In des Amtsschreibers Bierlings Hause in der Sporengasse, starb im J. 1622 am 2. Decbr. ein Weib, welcher der Mann nach damaliger Sitte, Ringe und Geschmeide in den Sarg gegeben hatte. Der Todtengräber, ein Uhrmacher von Profession, ging des Abends nach dem Begräbnisse mit seinem Jungen auf den Gottesacker und stieg in das noch offene Grab, in Willens, dem todten Leichnam die Ringe von den Fingern abzuziehen. Während er damit beschäftigt war, richtete sich die Scheintodte im Sarge in die Höhe. Der erschrockene Todtengräber eilte in voller Bestürzung davon und

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 371. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_371.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)