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Da sie nun wußten, daß Niemand darin sei, auch Keiner die Thüre aufgemacht habe, erschracken sie sehr, der Pfarrer aber faßte Muth, öffnete die Thüre und lief nebst den andern mit der Frage: wer da? hinein, und siehe mitten in die Stube stürzte ein großer Rahmtopf, den der Geist von dem Topfbrete im untern Hause entführt hatte, derselbe war jedoch nicht in kleine Stücken zerbrochen, sondern blos ein wenig aufgeborsten.

Nun ließ der Pfarrer auch den Hof reinmachen, aber da ging ein so wüthendes Werfen nach dem Stalldach los, daß es förmlich Steine von demselben herabregnete. Offenbar wollte der Geist die unsaubern Orte nicht reinigen lassen.

Am 4. Septbr. warf es wieder, am 5. fand der Pfarrer Hühnereier in dem verschlossenen Keller liegen und ebenso fünf Steine in der Unterstube, trotzdem daß Alles verschlossen gewesen war. Der an der Sonne im Hofe aufgestauchte Flachs war überall hin zerstreut und doch hatte es keiner der auf dem Berge wohnenden Nachbarn gesehen. Die Nacht warf es wieder in der untern Wohnstube, trommelte an den Stallthüren und rauschte mit Papier an der Stubenthür. Am 6. Septbr. warf es den Mägdewetzstein durch die Fenster des untern Hauses und entführte ihn einige Zeit ganz. Am 7. Septbr. ging das Werfen durch die Fenster fort, es zerbrach auch eine Fensterscheibe der Speisekammer im obersten Stockwerk, wo der Geist sich bisher noch nicht bemerkbar gemacht hatte. Dort zerbrach es auch ein starkes geschliffenes Glas. Der Pfarrer ließ nun die Kammer ausräumen, als aber das Kindermädchen die übrigen Gläser und Sachen im Beisein einer Jungfer und eines Knaben aus derselben in einem Korbe herausholte und selbigen zudeckte, ward dennoch ein Gläschen wie auch der Deckel einer kleinen irdenen Butterbüchse aus dem zugedeckten Korbe ihr vor die Füße geworfen und zerbrochen.

Um die Mittagsstunde des 7. Septbr. will die Viehmagd das Rindvieh dem Hirten vortreiben; als sie nun in den Stall kömmt, der doch wohl zugemacht war, findet sie unter zwei

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 366. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_366.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)