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Hause, allein nun ward es auf einmal still. Am 26. August nach diesem Ausräumen ging das Werfen wieder an, namentlich in der Wochenstube, wo der Geist, so lange die Pfarrerin darin lag, nichts gethan hatte. Am 27. riß es die auf die Spundlöcher der Bierfässer geschlagenen Stückchen Leinwand herunter und warf damit bald an diesem, bald an jenem Ort des Hauses herum, dadurch schlug Luft zum Bier und es wurden vierthalb Eimer verdorben. In die im Keller aufbewahrte Milch schmiß es allerhand Unflath, weshalb Bier und Milch aus dem Hause entfernt wurden. Am 28. A. warf es an verschiedenen Orten im Hause mit größeren Steinen, fünf Hühnereier wurden in der untern Stube zerbrochen und einer jungen Henne der Kopf daselbst abgedreht. In Gegenwart der aufgestellten Wächter ging nun Tag und Nacht das Werfen wieder weiter fort und da das untere Vorderhaus durch die vielen hineingeworfenen Steine sehr verunreinigt worden war, ließ der Pfarrer dasselbe am 3. Septbr. auskehren; allein kaum hatten die Mägde damit angefangen, so tobte es greulich und warf wieder überall, wo ausgekehrt worden war, durch die Fenster Steine und Eisenstücke hinein, unter andern auch ein Stück eiserne Kette, und dies Alles mit unglaublicher Geschwindigkeit und schrecklichem Gepolter. Da nun die Mägde hierdurch an ihrer Arbeit gehindert und die eben gekehrten Stellen wieder verunreinigt wurden, lehnte sich der Pfarrer zum Fenster hinaus und bot dem Geiste Trotz. So lange er so liegen blieb, setzte das Werfen aus, ging er aber weg, kamen wieder Steine durchs Fenster. Als er nun die Treppe zum Oberhaus hinaufstieg, kam vor aller Augen ein Stein über seinen Kopf von oben herabgeflogen, traf ihn aber nicht, fiel auch nicht nach der geraden Linie im Vorderhause nieder, sondern brach mit furchtbarer Gewalt durch das Fenster des Unterhauses, machte also im Fliegen einen Bogen oder Winkel.

Nach beendigter Säuberung des Hauses stellte sich nun der Pfarrer mit einigen Hausgenossen vor die untere wohlverwahrte Stubenthüre um Acht zu haben, was passiren werde. Auf einmal hörten sie einen heftigen Knall darin.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 365. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_365.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)