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Leute außerhalb und innerhalb des Hauses auf und ging selbst bald zu einem, bald zu dem andern Haufen, sie sahen alle wohl Steine hinein und heraus fliegen, woher sie aber kamen und wer sie warf, sahen sie nicht. Dabei fielen die Steine, wenn Jemand vor den Fenstern stand, wie matt gleich zu Boden, wenn sie dasselbe durchflogen hatten, stand aber Niemand da, flogen sie bis mitten in den Hof, und ebenso war es umgekehrt, wenn sie von außen hineinflogen. Endlich flog in die verschlossene Oberstube ein eisernes Uhrgewicht, welches man schon längere Zeit vermißt hatte. Am Abend des 4. August, als der Pfarrer und die Seinigen knieend das Abendgebet verrichteten, fiel ihnen ein Stück Kalk von oben auf den Kopf. Am 5. August kam die Pfarrersfrau nieder, das genirte aber den Geist nicht, er warf vor wie nach, nur nach verrichteter Taufe bis zum 8. setzte er mit Werfen aus, am 9. warf er wieder eine Scheibe ein, setzte dann mit größerer oder geringerer Heftigkeit das Werfen wieder fort, namentlich warf er mit Steinen an die Schlafstubenthür des Ehepaars, wenn er wußte, daß es im Bett lag. Schlimm trieb er es den 20.–22. August, namentlich unten, wo er fast alle Fenster mit Eisenstücken zertrümmerte auch eine Scheibe über dem Abtritt auf dem obern Saale. Am 23. Aug. fing es nun aber auch an des Nachts zu rumoren und zu werfen, kratzte auch, als sich der Pfarrer zur Ruhe begeben hatte, wie mit scharfen Klauen an dem daselbst befindlichen Kleiderschranke. Am 24. August nahm es die Gewichte von der Uhr im untern Stock und warf damit oben nach der Saalthür oder nach der Thür der Stube der Frau Pastorin, setzte auch das Fenstereinwerfen fort.

Jetzt ging nun das Zerschlagen der Töpfe und Schüsseln an, es riß der Viehmagd beim Aufwaschen einen Topf unter den Händen weg, der aber nicht gleich wieder zurückgeworfen ward wie bisher. An diesem Tage ward auch im Waschgewölbe ein an der Hühnersteige festgebundenes und mit sogenanntem Quarkkäse angefülltes Säcklein heruntergerissen und obgleich die Thüre, durch welche man aus diesem Gewölbe

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_363.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)