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reitet ein gespenstiger Reiter mit Halloh und Hussahgeschrei in den Buchen. Viele haben gesehen, daß ihm der Kopf fehlt, Andere sahen ihn mit einem Jägerhute. Aber auf einem Schimmel reitet er, das ist gewiß. Es ist der Geist eines alten Wildmeisters, der die Bauern geschunden und mit seinem Gefolge ihre Felder verwüstet hat, das Wild zu jagen und hat sich vermessen, daß ihm weder Gott noch Teufel etwas anhaben könnten. Bei seinem Leben schien es auch so, denn es ist ihm alles geglückt, er hat Ehre gehabt und Ansehen bei vornehmen Leuten, bis er zum Sterben gekommen. Da aber ward es anders, denn Gott läßt sich nicht spotten; nun reitet der Jäger in dem Reviere, wo er am Liebsten war, als er lebte, herum und seine ruhelose Seele wartet auf ihre Erlösung.


32) Die Jacobseiche und der Jägerschuß bei Kloster Laußnitz.
Nach Greß, Holzlandsagen S. 42 fgg. Eisel, Sagenbuch des Voigtlandes S. 110. 287.

Nicht weit von Kloster Laußnitz, fast in der Mitte der von Eisenberg dorthin führenden Waldstraße steht am Wege ein hoher Eichbaum, die uralte Jacobseiche, der einzige Baum seiner Art zwischen Fichten und Tannen, freilich in der Mitte hohl geworden im Laufe der Zeiten, aber sonst doch noch ziemlich gesund und frisch. Hinter der Jacobseiche aber befindet sich tief drinnen im Walde die sogenannte Jacobswiese, eine herrliche, von Nadelholz dicht umsäumte, sonnige Waldwiese. Auf dieser stand einst eine dem h. Jacobus geweihte Kapelle, von der aber jetzt nur noch wenige, tief in das Moos gesunkene Trümmer übrig sind. In der Nähe ist auch der sogenannte Jägerschuß, so genannt, weil sich da einmal zwei Jäger einander erschossen haben, die gehen da noch jetzt um. An jenem Orte aber ist es nicht recht geheuer, Niemand geht gern am Tage dort vorüber, geschweige denn des Nachts. Freilich läßt sich dies nicht immer vermeiden, allein die Leute aus der Umgegend eilen, wenn

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 343. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_343.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)