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sich wohl oder übel dazu entschloß. Da wusch und kämmte der Teufel dem Bastian am Malzbache mit eigenen Händen Bart und Haupthaar, putzte ihn selbst blank und rein und gab ihm für die Bärenhaut schöne neue Kleider und außerdem noch einen großen Sack voll Geld. Damit ging aber der Bastian wieder zu seiner Braut, die in dem schmucken, wohl gekleideten Burschen ihren alten Bräutigam kaum wieder erkannte. Ihre Schwestern aber platzten fast vor Neid und ärgerten sich so, daß sie sich durch ihre Dummheit um einen so reichen, hübschen Ehegesponsten gebracht hatten, daß die eine sich im nahen Walde erhängt, die andere aber in der Schöppe ersäufte. So hatte der Teufel statt einer gar zwei Seelen gecapert[1].


22) Die neun Aecker bei Eisenberg.

Die nördlich von der Stadt Eisenberg oberhalb der sogenannten Weiden oder Schneckenmühle liegenden Felder werden die neun Aecker (fälschlich auch die neuen Aecker) genannt. Die Ursache dieses Namens ist aber folgende.

Einst hatte in der Stadt Eisenberg ein Ehemann mit einer Jungfrau Ehebruch getrieben und da dies zu einer Zeit stattfand, wo man diese Handlung noch mit dem Tode der Schuldigen zu bestrafen pflegte, so nahm die strafende Gerechtigkeit das Frauenzimmer gefangen, den eigentlichen Verbrecher konnte sie nicht fassen, er war bereits auf und davon gegangen. Wie es damals zu geschehen pflegte, so fackelte man nicht lange, die Schuldige, welche Alles gestanden hatte, ward zum Tode durch das Schwert verurtheilt und auf jenen Feldern nahe bei der Stadt, oberhalb der Schneckenmühle das Schaffot errichtet. Der Scharfrichter aber sollte an der Delinquentin sein Meisterstück machen. Nun war sie aber ein sehr schönes Weibsbild und er hatte selbst Mitleid mit ihr und beschloß, keiner seiner Leute sollte ihren schönen Leib anrühren. Als er nun ihren Kopf mit einem



  1. H. J. Christ. von Grimmelshausen erzählt ein ähnliches Märchen in seinem „Staatskram“ (Nürnb. 1684) S. 895 fg. u. darnach Ed. v. Bülow in s. Novellenbuch (Lpzg. 1835) Bd. II. S. 559 fg.
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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 328. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_328.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)