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über die Götzen ist keine ältere Kunde vorhanden. Man bringt dieses Fest auch mit der Reformation in Verbindung und meint, daß die Protestanten am ersten Osterfeiertage jedes Jahres auf den Protschen gezogen seien, um ihren Groll darüber zu vergessen, daß sie an diesem Tage ihr Gotteshaus den wendisch-katholischen Christen Bautzens und der Umgegend in der Mittagsstunde zur Benutzung zu überlassen gezwungen seien. Bis zum Jahre 1848 fand allerdings nach alten, nun aufgehobenen Verträgen in dem protestantischen Theile der Petrikirche ein wendisch-katholischer Gottesdienst während der Mittagsstunden statt, sodaß der Festgottesdienst der Protestanten erst um drei Uhr seinen Anfang nehmen konnte. Wenn in diesem letzteren Umstande die Veranlassung zum Eierfeste liegen sollte, so könnte die Entstehung desselben bis in den Anfang des sechzehnten Jahrhunderts zurückreichen denn im Jahre 1525 wurde bereits der erste protestantische Prediger an der Petrikirche angestellt.

Jedenfalls ist das Eierfest auf dem Protschenberge als ein erster allgemeiner Ausflug sogleich nach dem Beginn des Frühlings nicht ohne Poesie, mag auch seine Entstehung und Veranlassung in tiefes Dunkel gehüllt sein. Mit welcher Zähigkeit man übrigens an diesem Eierfeste auf dem Protschenberge hält, beweist der Umstand, daß wiederholt Versuche angestellt worden sind, den Schauplatz des Festes nach dem zum Spiele für die Kinder weit mehr geeigneten Schießplatze zu verlegen, aber stets vergeblich.


871) Die Camenzer Nasen.
Abendzeitung 1821. Nr. 63.

Als zu Anfange des 30jährigen Krieges die Stadt Camenz, welche zu den Anhängern des Böhmenkönigs Friedrichs V. von der Pfalz gehörte, von der Armee des Kurfürsten Johann Georg (1620) bedroht ward, schickte dieselbe, da auch die in ihr liegenden Mannsfeldischen Söldner nicht fechten wollten,

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 283. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_283.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)