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daselbst nachgraben. Nach langer Mühe stieß man endlich auf die Truhe, worüber man sofort dem Grafen Bericht erstattete. Dieser begab sich sogleich an den bezeichneten Ort und sah mit seinen eigenen Augen die Truhe und Schatulle, auf derselben aber ein zusammengerolltes Papier, welches er wegzunehmen befahl. Darin stand aber: „Wer dieses Kistchen öffnet, dem kostet es seinen erstgeborenen, und wer sich dieser Lade bemächtigt, seinen zweiten Sohn.“ Der Graf, welcher nur zwei Söhne hatte, die er gleichartig liebte, erschrak heftig, ließ die Grube wiederum verschütten und der Schatz blieb ungehoben.


858) Die drei goldenen Kronen zu Neschwitz.

Als das Rittergut Neschwitz noch dem Fürsten von Teschen gehörte, ließ derselbe einst einen Goldschmied von Dresden kommen, der ihm zu einem Weihnachtsgeschenk für seine drei Söhne drei goldene Kronen anfertigen sollte. Er machte ihm die strengste Verschwiegenheit zur Pflicht, und erlaubte ihm nur nach Tische das Zimmer im alten Schlosse, wo er arbeitete, auf einige Zeit zu verlassen. Gleichwohl entdeckten die Kinder, nachdem sie lange vergeblich sich bemüht hatten, hinter das Geheimniß zu kommen, dasselbe doch noch, und sagten ihrem Vater unverholen, daß sie wüßten, was er für sie zu Weihnachten bestimmt habe. Dies verdroß denselben aber dermaßen, daß er mit eigener Hand die fertigen Kronen zum Fenster hinaus in den vorbeifließenden Graben warf, wo sie noch jetzt liegen sollen.


859) Der blutende Geist zu Neschwitz.

Auf dem alten Schlosse Neschwitz, nicht weit von Budissin (im sogenannten Orangenhause) erscheint den 7. Juli,

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_270.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)