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setzen, an welcher Braut und Bräutigam den Ehrenplatz einnehmen, sich an Speise und Trank gütlich thun, und nach beendigter Mahlzeit in lustigem Reigentanze sich umherschwenken, bis sie, wenn der Frühnebel aufsteigt, in ihre unterirdische Wohnung zurückkehren. Wer ihnen durch Zufall in den Weg geführt wird, den beschenken sie reichlich, wer sie aber belauern will, der büßt seinen Vorwitz mit einem Buckel voll Prügel.


855) Die kostbaren Kegel.[1]

Nicht weit von dem unfern Zittau gelegenen Dorfe Ober-Oderwitz erhebt sich ein kahler Berg, auf dem einst Riesen gewohnt haben sollen. Diese waren aber arge Heiden und trieben hier ein Wesen als wenn die ganze Welt ihr eigen wäre. So hatten sie sich dort einen großen Kegelschub eingerichtet, auf dem sie mit sechs goldenen Kugeln nach neun goldenen Kegeln zu schieben, und jeden glücklichen Schub mit ungeheurem Jauchzen zu verkünden pflegten. Eines Tages, am Feste aller Heiligen, trieben sie aber ihr Wesen gar zu arg, fluchten und lästerten schrecklich, spielten bis um Mitternacht und kümmerten sich weder um Gott noch Menschen. Da öffnete sich plötzlich der Himmel, ein Feuerball fuhr herab und begrub Kegel, Kugeln und Riesen in die Erde. Hier liegt der geschmolzene Goldklumpen noch heute und harrt der glücklichen Hand, die ihn zu Tage fördere.


856) Das Bild zu Baruth.

Im Jahre 1683 besuchte eine Gräfin Truchses ihre Freundin, eine Frau von Gersdorf, auf deren Schlosse Baruth


  1. Ganz anders erzählt Willkomm, Sagen a. d. Oberlausitz Bd. II. S. 1. sq. diese Sage.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_268.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)