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ebenso in den Lausitzer Sagen wie in denen anderer deutscher Provinzen. In der Zittauer Gegend heißen sie Querxe, und man nimmt gewöhnlich kleine Höhlen und Felsenspalten als ihre Wohnsitze an. So giebt es z. B. am Breitenberge bei Haynewalde ein Querxloch und einen Querxbrunnen, desgleichen bei Dittersbach zwischen Großschönau und dem benachbarten böhmischen Dorfe Warnsdorf ein Querxloch etc.

Am Meisten trieben sie sonst ihr Wesen mit den Bewohnern der um den Breitenberg gelegenen Dörfer, wer Muth hatte, konnte ihr Thun und Treiben näher beobachten und es täglich sehen, wie einer nach dem andern zum sogenannten Querxloche aus- und einging. Ebenso quollen beständig neue Zwerge aus dem Querxborne heraus. Den benachbarten Dorfbewohnern wurden sie besonders dadurch lästig, daß sie sie öfters, wiewohl unsichtbar, beschmaußten und ihnen Brod und andere Speisen aus den Häusern nahmen. Zum Glück wußte man endlich eine Vorkehrung gegen diese Broddiebe ausfindig zu machen; die war nämlich der Kümmel, denn ein Brod, worin einige Kümmelkörner mitgebacken worden waren, rühren die Querxe nie an; es hatte dann einen Geschmack, der ihnen zuwider war. Bisweilen sollen sie den Leuten aber auch Geschenke gemacht haben. Einst hörten sie von Ungefähr, daß ein Bauer aus Bertsdorf, der nicht weit von ihnen sein Feld bearbeitete, von seiner Frau nach Hause gerufen wurde, um zu einer Hochzeit, zu der sie beiderseits an jenem Tage geladen waren, sich fertig zu machen. Dies ließen die Querxlein sich nicht ungesagt sein, sie berathschlagten unter sich und waren bald einig, jene Hochzeit auch insgesammt zu besuchen, und sich einmal einen recht guten Tag auf anderer Leute Unkosten zu machen. Ueberall ruften sie einander zu und erinnerten einander noch ausdrücklich, die Nebelkäppchen nicht zu vergessen und mitzunehmen. Dies hörte ein anderer Bertsdorfer Einwohner, der ebenfalls auf dem Felde an des Berges Fuße arbeitete, und halb im Spaße, halb im Ernste rief er den Querxen zu, auch ihm eine Nebelkappe mitzubringen. Die Querxe ließen sich bereitwillig

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_259.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)