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dieses sogenannten Teufelssteins bemerkt man einige Stufen, und an einem wahrscheinlich sonst oben darauf gewesenen, bei der Zerstörung dieses Altars in jene Kluft geworfenen 5 Ellen langen, 4 Ellen breiten und ¾ Ellen dicken Steine sind zwei ovalrunde beckenförmige, sehr glatt ausgehöhlte Vertiefungen eingehauen, die für Eindrücke des Teufels gehalten werden. Nach der Volkssage rühren diese Eingrabungen davon her, daß der Teufel auf diesem Steine seine Hosen ausbesserte, welche er einst von einem listigen Müller, mit dem er ein Bündniß gemacht, auf ein Mühlrad verlockt, beschädigt hatte, und hier seine Scheere, Nadel und Fingerhut niederlegte. Nach einem andern Berichte hätte hier einmal ein Riese gesessen, der so groß war, daß er von da blos einen Schritt nach Klein-Saubernitz nöthig hatte, seine Füße reichten gerade bis zu dem großen Teiche, der jetzt aber besäet ist, wo er sich dieselben wusch, seine Pfeife zündete er sich bei der Gleierschen Windmühle an, auch schleuderte er einen großen ovalen Stein, der noch vorhanden ist, bis zu jenem Saubernitz, wo auch noch der Eindruck seiner Fußtapfen zu sehen ist.

Auch bei Kamenz giebt es einen solchen Teufelsstein, eine Stunde von der Stadt und gegen 500 Schritte östlich von der Senftenberger Straße. Dieser gegen 10 Ellen hohe Granitblock diente nicht blos zu einer Grenzscheide, sondern jedenfalls auch zum Opferaltare, und hatte eine fast froschartige Gestalt. Da wo er jetzt zum Theil abgesprengt ist, befand sich früher eine kesselartige Aushöhlung von mehreren kleinen Löchern umgeben. Man erzählt, daß, als das erste Gotteshaus in Camenz erbaut werden sollte, der Teufel den Baumeister zu verführen gesucht und ihm angelegen habe, jenen Fels dazu mit zu benutzen, weshalb er ihn auch zur bestimmten Stunde an Ort und Stelle schaffen wolle, allein der Teufel hatte seine Kraft überschätzt. Er legte zwar eine große Kette um den Stein, wovon als Eindruck noch jetzt an der östlichen Seite längs des untern Theils des Steins eine Vertiefung läuft, und hob ihn in die Höhe, allein er

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_252.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)