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844) Der Teufel in der Oberlausitz.
Preusker Bd. I. S. 179. sq.

Viele Orte beider Lausitzen haben Namen und Spuren vom Teufel. Einst wollte er von der Landskrone einen Stein auf die Peterskirche zu Görlitz schleudern, allein eine höhere Macht lähmte seine Rechte, er ließ ihn auf dem Wege dahin bei Biesig fallen und man sieht die Eindrücke der glühenden Teufelskralle noch daran. Ein anderer Stein, vom Teufel nach der Kirche zu Ludwigsdorf geschleudert, fiel ebenfalls weit vom Ziele nieder, man kann ihn bei Hennersdorf noch liegen sehen.[1] Auf dem Gipfel des Todtensteins bei Königshayn hat er seine Krallen eingedrückt. Auf dem Hochsteine daselbst hat er gesessen und sich die Kleider geflickt. Man sah noch vor 1807 die Vertiefung, wo er gesessen, und andere kleinere, wo der Zwirnknaul und anderes Nähzeug gelegen, alle diese Löcher aber wurden im genannten Jahre bei Aufrichtung von Stangen zu Messungen unkenntlich. Beim Bau der Bautzner großen Mühle hat er wacker mitgeholfen, sich aber dafür einen Mahlgang reservirt (s. oben Nr. 742). Bei Arnsdorf ist im Busche ein Ruhestein des Teufels. Zwischen Gröditz und Weicha am Löbauer Wasser in der sogenannten Stala ist in einem Felsen ein Teufelskeller, welcher bis unter den Altar in Görlitz fortgehen soll. Da der Teufel von einem Geistlichen unter den Altar gebannt ward, so entschlüpfte er durch diesen Gang[2].

Zwischen Plischkowitz und Kleinbautzen findet man einen aus drei Steinmassen bestehenden alten altarförmigen Felsen, welcher ein etwas irreguläres, von Osten nach Westen zu 6 Ellen langes und 9 Ellen breites Viereck bildet, jedoch von der durch und durch gehenden ungefähr eine Elle weiten Spaltung in zwei Theile getrennt wird; an der östlichen Seite


  1. S. Büschings Volkssagen S. 177. Grosser, Merkw., Th. V. S. 12. Görlitz. Wegweiser 1832. Nr. 16. Richter im Dresdner Mercur 1830. Nr. 141. Funke’s Leben der Görlitzer Past. Primarii S. 117 sq. s. a. d. Görlitz. Wegweiser 1833. S. 309. sq.
  2. S. Gräve a. a. O. S. 194. 176. 197.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_251.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)