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in Trümmern zusammen, und begrub in seinem Sturze die mit Schätzen angefüllten unterirdischen Gemächer. Die Georgenkapelle ward seit dieser Zeit von Jedermann ängstlich gemieden, sie kam in Verfall, und man behauptet, daß es zur Nachtzeit in ihrem Innern umgehe und wimmere. Das Wehklagen soll die unglückliche Dame verursachen, die Spukgestalt aber, die man zuweilen gesehen hat, soll der Geist des Raubritters sein, der nirgends, auch in der Kapelle nicht Ruhe findet.


841) Martin Pumphut in der Lausitz und der General Sybilski.
Gräve S. 83 sq. cf. S. 88. sq. Taschenb. f. d. Lausitz. Görlitz 1855. I. S. 105. Haupt Bd. I. S. 185. 218. fgg.

Der uns aus dem Voigtlande (Bd. II. S. 65) schon bekannte Martin Pumphut spielt in der Lausitz eine große Rolle. Man erzählt von ihm, daß er gleich nach seiner Geburt, die nach der Terminologie der Müllerburschen anno Toback in dem Dörfchen Spuhla bei Hoyerswerda stattfand, auf rätselhafte Art aus seiner Wiege verschwunden sei, und an seiner Stelle eine riesige Ringelnatter darin gelegen habe, als nun aber seine verzweifelten Aeltern nach ihm gesucht, sei er plötzlich von selbst frisch und gesund wieder gekommen. Wie er sechs Jahre alt war, zog eine Zigeunerhorde durch das Dorf seiner Geburt und ein Mitglied derselben stellte ihm das Prognosticon, er werde weit in der Welt herumkommen, zwar im untern Stande bleiben, jedoch Reichthümer erwerben, viel Aufsehen erregen, jedoch endlich durch ein Frauenzimmer ums Leben kommen. Der Knabe wuchs nun heran, lernte außer seiner Muttersprache, dem Wendischen, auch deutsch, und zeichnete sich vor andern Knaben seines Alters höchstens durch größere Schlauheit und Neigung zu lustigen Streichen aus. Nachts, wenn er schlief, will man sonderbare Gestalten über seinem Haupte schweben gesehen haben, und wenn er bei Nachtzeit ausging, wollen Viele ein Flämmchen in Kegelgestalt vor und

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_245.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)