Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 239.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Sonntags unter dem Gottesdienste, daß an einem Orte jenes Berges Funken aus der Erde hervorsprüheten und blaue Flämmchen emporloderten. Alsbald erinnerte sie sich an die alte Regel, daß man, wenn man so glücklich sei, dies Zeichen wahrzunehmen, augenblicklich irgend etwas von Metall in jene Flämmchen werfen müsse, um den darunter befindlichen Schatz, dessen Anzeichen sie wären, fest zu bannen, um ihn vor dem Weiterrücken zu bewahren. Unverzüglich warf sie daher, da sie eben nichts Anderes bei sich hatte, ihr Taschenmesser auf jene vorbedeutungsvolle Stelle, lief sodann eiligst in ihre Wohnung zurück, um sich die nöthigen Werkzeuge zum Graben herbeizuholen, und schritt nun, mit diesen versehen, rüstig an’s Werk. Der ganze Platz, wo sie die bunten Flämmchen hatte spielen sehen, ward nun emsig von ihr durchwühlt und durchgraben, und siehe da! ihre Hoffnung hatte sie wirklich nicht getäuscht, denn sie fand, wenn auch nicht gerade pure Kremnitzer, doch wenigstens eine bedeutende Anzahl uralter Groschen. Sie war damit zufrieden und behielt daher ihren Schatz.

VI. Eine andere, ebenfalls in jener Gegend wohnende Frau, der die vorige, aus lauter Freude über ihr gehabtes Glück, den ganzen Vorfall von Anfang bis zu Ende und mit allen Nebenumständen erzählt hatte, nahm nun auch die Gelegenheit wahr, als einst während des Mittagsgottesdienstes wieder bunte Flämmchen aus der Erde hervor schielten, beobachtete dabei alle erforderlichen Umstände und war so glücklich, bei angestelltem Nachgraben eine große Menge alter harter Thaler zu finden. Gierig, die ihr jetzt so günstige Gelegenheit recht zu ihrem Vortheile zu benutzen, rafft sie so viel als möglich von jenem Gelde in ihre Schürze und eilt damit nach ihrer Behausung. Mit Emsigkeit zählt sie hier ihren Schatz auf vielen Tischen und Bänken auf, nur begierig, zu erfahren, wie viel ihr das sonst so neidische Glück, dem sie nun einmal die gute Stunde abgelauscht hatte, bescheert haben würde. Da aber, als sie im besten Zählen ist, däucht es ihr plötzlich, als ob sie Feuerlärm höre, das

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_239.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)