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839) Das verfallene Schloß auf dem Stromberge bei Weissenberg.

Nr. I–III b. H. Klar, Die helle Sagenzelle. Löbau o. J. (1852) 12 S. 71 sq. Nr. IV–VIII v. Pescheck bei Büsching a. a. O. Bd. II. S. 201 sq. (Darnach b. Lyser, Abendl. 1001 Nacht, Bd. XI S. 23 sq. und Preusker Bd. I. S. 85 sq.) Haupt Bd. I. S. 207. 217 fgg.

Zwischen Löbau und Weissenberg in einer sehr anmuthigen Gegend liegt eine kegelförmig sich erhebende Anhöhe, die ganz mit Kirschbäumen bepflanzt ist, und der Stromberg genannt wird. In diesem soll ein großer Schatz verborgen liegen, so von bösen Geistern gehütet wird. Derselbe rührt vermuthlich von den einstigen Bewohnern einer Burg her, die auf seinem Gipfel lag und von der nur noch wenige Trümmer von Mauerwerk und eine zerstörte Treppe Zeugniß geben.

I. Sobald das Schloß auf dem Berge zur Ruine geworden war, und dies geschah vor der Erbauung Weissenbergs, fanden sich Berggeister in demselben ein, welche sorgfältig die verschütteten Schätze der ehemaligen Besitzer des Schlosses hüteten, namentlich einen langen Kasten aus Eisenblech gefertigt und eine Braupfanne. Diese räthselhaften Wesen zeigten sich meist einzeln oben auf dem Berge, zuweilen aber auch in einer ganzen Schaar. Mehrere der Ansiedler des genannten Ortes hegten schon längst den Wunsch, ein bekanntes bierartiges Getränk zu brauen, nur fehlte zur Verwirklichung desselben eine Braupfanne. Dieses Geräth zu kaufen waren sie nicht vermögend, und sie zu borgen, bot sich keine Gelegenheit dar. Da erfuhren sie endlich, daß aus dem zerstörten Schlosse des Stromberges eine Braupfanne sich vorfinde, die aber von Bergeistern verwahrt werde. Lange sann man hin und her, wie man wohl am Besten in den Besitz der Pfanne komme, und endlich entschloß man sich, zwei Männer durchs Loos zu erwählen, welche dann nach dem Bergschloß gehen und ihr Begehren da aussprechen sollten. Dies geschah. Zwei Männer erstiegen den Stromberg und sprachen zitternd und bebend

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_235.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)